Die Forschungsgebiete des Bechterews 

Bei der Bechterew-Forschung lässt sich ein Bogen von der Medizin über die Physiotherapie bis zu den Ernährungs- und Sozialwissenschaften spannen. Ihnen allen gemein ist, dass sie die Situation der Betroffenen besser verstehen wollen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.

27. Oktober 2023

Bild: Silas Zindel

Genetik und Entstehung 

Um zu verstehen, wie eine Krankheit behandelt werden kann, muss man zuerst verstehen, wie sie «funktioniert». Dafür ist es auch wichtig, ein Verständnis davon zu haben, wie die Krankheit entsteht. Wenn man weiss, wie eine Krankheit entsteht, könnte man theoretisch auch herausfinden, wie man sie verhindern oder heilen kann. Bei der Suche nach der Ursache ist man schnell beim Thema Genetik. Und da konnte die Medizin in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielen. Die Suche nach Entstehung und Ursachen des Bechterews geht aber weiter.  

Medikamente und Verlauf 

Auch aufgrund des immer genaueren Verständnisses der Vorgänge, die beim Bechterew im Körper stattfinden, konnten immer bessere Medikamente entwickelt werden, um die Krankheit zu beeinflussen. Die Medikamente ermöglichen heute vielen Betroffenen ein besseres Leben, doch es ist wichtig, die Wirkungen und Nebenwirkungen sowie das Zusammenspiel mit anderen Faktoren besser zu verstehen. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass TNF-Hemmer die Krankheit verlangsamen und dass sich Übergewicht und Rauchen negativ auswirken. 

Bewegungstherapie und Sport 

Früher oftmals die einzige verfügbare Therapie, setzt sich die SVMB bis heute für die Weiterentwicklung der Therapiegruppen ein, zum Beispiel im Rahmen des Projekts «BeFit». Bei diesem arbeitet die SVMB eng mit dem Institut für Physiotherapie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammen, das bei Fragen rund um Bewegungstherapie und Sport beim Bechterew wichtige Forschungsarbeiten durchführt. So konnte unter anderem gezeigt werden, dass die Bewegungsempfehlungen auch für Menschen mit Morbus Bechterew gültig sind. 

Ernährung und Lebensstil 

Der eigene Beitrag der Betroffenen ist beim Bechterew ein wichtiges Element im Umgang mit der Krankheit. Sei dies durch die Bewegungstherapie, sportliche Aktivitäten oder einen gesunden Lebensstil. Zuverlässige Forschungsresultate zu diesen Themen sind jedoch dünn gesät. Erwiesen ist, dass ein gesunder Lebensstil mit einer entzündungshemmenden Ernährung, ein gesundes Körpergewicht sowie gegebenenfalls ein Rauchstopp einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Weitere Studien zu verschiedenen Lebensstil-Faktoren sind jedoch nötig.

Covid-19 und aktuelle Fragestellungen 

Die Pandemie hat die Forschungstätigkeit beflügelt. Sie hat aber auch gezeigt, dass Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie dem Morbus Bechterew besonders gefährdet sind und dass Forschung in diesem Bereich vordringlich ist. Zahlreiche Studien zum Impfverhalten von Betroffenen oder zu möglichen Langzeitfolgen wurden publiziert. Dies zeigt, dass es auch bei aktuellen Ereignissen wichtig ist, die Auswirkungen auf bestimmte Gruppen wie zum Beispiel Bechterew-Betroffene zu untersuchen. 

Komplikationen und Zusatzerkrankungen 

Der Bechterew führt leider oftmals zu Komplikationen und Zusatzerkrankungen wie Augenentzündungen, Darmerkrankungen oder psychischen Problemen. Um das Zusammenspiel der verschiedenen Erkrankungen besser zu verstehen, ist es wichtig, über die Grenzen der einzelnen Disziplinen zusammenzuarbeiten. So können sowohl die Diagnosestellung als auch die Behandlung der verschiedenen Krankheitsbilder verbessert werden.  

Psychologische und soziale Fragen 

Viele Betroffene haben mit psychischen und sozialen Problemen aufgrund der Krankheit zu kämpfen. Die Last einer chronischen Krankheit, tägliche Schmerzen und Existenzängste belasten viele Bechterew-Betroffene. Um diese Probleme besser zu verstehen und die Betroffenen besser unterstützen zu können, braucht es weitere Studien. 

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 97 erschienen.