«Das Coaching kann dazu beitragen, den Krankheitsverlauf selbst in die Hand zu nehmen»

Dr. Lea Ettlin ist Physiotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der SVMB. Seit Kurzem bietet sie Online-Physio-Coachings an. Diese sind für Mitglieder gratis. Im Interview erklärt sie, wie ein solches Coaching aussieht und wie es den Betroffenen helfen kann.

18. März 2024

Frau Dr. Ettlin, seit Kurzem bietet die SVMB Physio-Coachings an. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Das Physio-Coaching oder die Bewegungsberatung wird für Mitglieder von den «BeFit»-Therapiegruppen durch die leitenden Physiotherapeutinnen und -therapeuten zum Teil schon angeboten. Es soll den Betroffenen individuell aufzeigen, was und wie gezielt trainiert werden sollte, um Symptome positiv zu beeinflussen. Jedoch gibt es viele Mitglieder, die nicht an einer Bechterew-Therapiegruppe teilnehmen können oder wollen. Doch auch diese Mitglieder möchten wir gerne abholen und unterstützen. Vielleicht sind manche noch jung, berufstätig und je nachdem auch sportlich aktiv. Somit brauchen sie Unterstützung oder Bestärkung für ihre Selbstwirksamkeit, um weiterhin körperlich aktiv zu sein. Eine Beratung kann ihnen diese Sicherheit geben, dass die Bewegung und das sportliche Training wichtig sind und nicht vernachlässigt werden sollten. Es kann aber auch sein, dass jemand aufgrund von Schmerzen, anderen körperlichen Beschwerden oder aus Zeitgründen gar nicht den Zugang zum körperlichen Training findet. Deshalb entstand die Idee, die Mitglieder individuell zu beraten, in ihrem Kontext und Leben.

Was muss man sich darunter vorstellen?

Die Bewegungsberatung findet momentan online statt. Man kann einen Termin mit mir buchen und erzählen, welche Bedeutung körperliches Training hat und wo Unsicherheiten, Barrieren oder Hindernisse sind. Ich versuche dann, die Person dort abzuholen, wo sie es braucht und ihr Tipps zu geben, auf was sie achten soll oder wie sie ihr Training organisieren könnte. Die Beratung ist sehr individuell und ich bin auf die Offenheit der zu beratenden Person angewiesen, damit ich gezielt beraten kann.

Das Thema Patientenedukation für Menschen mit Morbus Bechterew wird immer wichtiger. Was kann ein Coaching hier leisten?

Das Coaching kann Themen aufzeigen, die mit körperlicher Bewegung oder Training zusammenhängen, um Symptome selbstwirksam zu beeinflussen. Edukation für Betroffene kann dazu beitragen, dass sie sich bestärkt fühlen, aktiv den Krankheitsverlauf selbst in die Hand zu nehmen und die Ressourcen des eigenen Körpers optimal zu nutzen.

Was sind Ihre Motivation und Ihre Ziele beim Coaching?

Ich möchte möglichst viele Betroffene motivieren, ihre körperliche Aktivität zu analysieren und zu spüren, welche Art von Bewegung, Training oder Übung den Körper wie beeinflusst. Dadurch haben sie eine «Werkzeugkiste» an gezielten Übungen, die sie kennen und auf die sie zurückgreifen können, wenn sie es brauchen. Zudem möchte ich Betroffene anleiten, wie sie effizient trainieren können, ohne gleich das ganze Leben umzustellen oder ein riesiges Trainingsprogramm regelmässig durchzuführen. Es sollte möglichst mit dem Alltag vereinbar sein, denn nur dann wird es nachhaltig und regelmässig durchgeführt. Und ein wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit ist, beim Training Spass zu haben oder zumindest zu merken, wie gut man sich danach fühlt, damit man die Übungen freudiger durchführt.

Wie können sich die Betroffenen für das Coaching anmelden?

SVMB-Mitglieder können sich über die Website anmelden und einen Termin wählen. Sollte kein Termin dabei sein, der gut passt, darf man sich natürlich auch per Mail bei mir melden (lea.ettlin@bechterew.ch) und einen Termin mit mir direkt abmachen.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Weitere Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten für das Physio-Coaching finden Sie unter → bechterew.ch/physio-coaching

Mitglied der Schweizerischen Vereinigung Morbus Bechterew werden

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 99 erschienen.