«Ich brauche meinen täglichen Spaziergang»

Nina Heis aus dem bündnerischen Scuol ist ein Bewegungsmensch. Ohne ihren täglichen Spaziergang läuft bei der 31-Jährigen nichts.

11. Januar 2016

Wen wundert’s, dass Nina Heis aus Scuol im Unterengadin oft draussen an der frischen Luft ist. Die Naherholungsgebiete liegen im Bündner Ferienort ja vor der Haustüre. Nach einem Tag im Büro geht sie nie direkt nach Hause, sondern für mindestens 45 Minuten laufen. «Es ist mehr als spazieren», erklärt Nina Heis ihren Bewegungsdrang. Wenn sie sich einen Tag nicht bewegen könne, habe sie tags darauf richtig Schmerzen und sei steif und unbeweglich.

Nina Heis
Nina Heis nutzt die Bündner Bergwelt für verschiedene Sportarten.

Es gibt kaum eine Sportart, die die gebürtige Samnaunerin nicht ausübt. Im Sommer steigt sie regelmässig auf ihr Mountainbike und im Winter stehen Skitouren und Schneeschuhwandern auf dem Programm. Nina Heis ist dann entweder alleine oder mit ihrem Partner unterwegs, der in der gleichen Baufirma tätig ist wie sie. Im Sommer hat sie eine weitere Trendsportart für sich entdeckt: das Nordic Walking. «Ich liebe das Gehen mit den Stöcken, weil dann der ganze Körper in Bewegung ist», schwärmt Nina Heis. Durch die Unterstützung der Stöcke werde ihr Körper gestreckt, und sie könne einfach alle Gelenke einmal richtig «durchknacksen».

Aufrecht bleiben

«Ich mache alles, dass die Schmerzen weg bleiben», erzählt die Bündnerin. Und mit diesen Schmerzen hat auch alles angefangen. Plötzlich waren sie da. Sie ging dann einige Male zum Arzt, der ihr ein Problem mit den Bandscheiben beschied. Doch damit wollte sie sich nicht zufrieden geben und liess sich schliesslich von einem Rheumatologen untersuchen. Nach den gängigen Tests wie MRI und Bluttests sowie einem positiven HLA-B27-Befund war es dann klar: Nina Heis hat Morbus Bechterew. Anfänglich verzichtete sie auf Medikamente und besuchte lediglich eine Physiotherapie. Doch irgendwann ging es nicht mehr und sie wurde von ihrem Rheumatologen in St. Moritz auf einen TNF-Hemmer eingestellt.

Zum Glück habe sie seither «nur» noch etwa zwei bis drei Schübe pro Jahr, so Nina Heis. «Aber wenn ich im Schub drin bin, ist es sehr schwer.» Auch um einer möglichen Verkrümmung vorzubeugen, befolgt sie ihr Bewegungsprogramm seit der Diagnosestellung konsequent. «Ich habe mir geschworen, dass ich die Verkrümmung mit allen Mitteln verhindern will», sagt Heis. Und wenn sie gehe oder sitze, versuche sie immer möglichst aufrecht zu sein. «Wenn schon verkrümmt, dann wenigstens aufrecht.» Die Resultate sprechen für sich: Fünf Jahre nach der Diagnose hat sie immer noch eine gute Beweglichkeit. Auch ihr Rheumatologe meinte, dass er wenige Patienten gesehen habe, die so gut «zwäg» seien wie die 31-Jährige.

«Vielleicht etwas weniger Schmerzen»

Nina Heis war schon vor der Bechterew-Diagnose ein Bewegungsmensch, das Bedürfnis nach Bewegung ist dadurch einfach noch stärker geworden. Sie ist überzeugt, dass die seelische Befindlichkeit auch einen Einfluss auf die Schmerzempfindung hat. Wenn sie viel in der Natur sei, gehe es ihr seelisch besser. «Vielleicht tut es dann etwas weniger weh», so Heis. Sie habe durch den Bechterew nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist, gut kennen gelernt. Sie bleibe heute nicht mehr an den Schmerzen hängen, sondern verschiebe ihren Fokus auf etwas anderes. Und sie habe gelernt, nicht zu verzweifeln, denn: «Der Schub geht ja vorbei.»

Nina Heis findet Kraft in der Natur und in der Bewegung. Auch hat sie schon mehrere alternativmedizinische Ausbildungen absolviert, die sie ihren Körper noch stärker fühlen lassen. «Ich merke ganz genau, wenn ein Schub im Anmarsch ist.» Mit ihrem Partner hegt Nina Heis nun Familienpläne. Trotz Schwierigkeiten, die durch den Morbus Bechterew entstehen könnten, ist Nina Heis zuversichtlich. Bei einem positiven Test wisse sie genau, was zu tun sei: «Ich werde direkt einen Termin mit meinem Rheumatologen vereinbaren.» So wird bei der jungen Bündnerin wohl auch in Zukunft vieles in Bewegung bleiben, sei es privat oder beruflich.

Nutzen für Bechterew-Betroffene

Wie wirken sich die Sportarten von Nina Heis auf das Wohlbefinden von Bechterew-Patienten aus? Prof. Dr. Karin Niedermann, beratende Physiotherapeutin der SVMB (letztes Foto in der Bildergalerie), überprüfte sie auf die wichtigsten Faktoren der Bechterew-Therapie hin.