Stadtplanerin und Mutter mit Leidenschaft

Esther van der Werfs Leidenschaft ist die Architektur. Mit ihrer Familie besucht sie interessante Orte und Gebäude. So bleibt sie immer in Bewegung.

29. September 2016

Stadtplanung und Architektur sind Esther van der Werfs Beruf und Berufung. Sie liebt es, Städte und Orte zu erkunden und zu beobachten, wie die Gebäude auf die Menschen wirken und umgekehrt. Ihr Mann und ihre zwei Kinder teilen die Leidenschaft für architektonische Exkursionen, und oft verbindet die Familie Wanderungen mit der Besichtigung von Bauwerken. Die Holländerin lebt seit Oktober 2015 mit ihrer Familie in Wabern bei Bern. Sie geniessen, dass sie von ihrem Wohnort schnell im Grünen, aber auch im Stadtzentrum sind.

Esther van der Werf
© Schweizerische Vereinigung Morbus Bechterew

Ihren ersten Schub hatte sie mit 17 Jahren, auch wenn sie damals noch nicht wusste, wo das Problem lag. Sie hatte nach dem Hockey spielen schlimme Rückenschmerzen, worauf abgeklärt wurde, ob sie einen Morbus Bechterew haben könnte. Doch die Ärzte sagten ihr, dass sie dafür zu jung sei und dass diese Krankheit ohnehin fast nur Männer bekommen würden. In den letzten 20 Jahren hatte sie viele kleine Schübe und hat dennoch verschiedene Sportarten ausprobiert, musste jedoch immer wieder damit aufhören.

Nach der Geburt ihres Sohnes hatte sie starke Schmerzen vor allem auch in der Hüfte. Ihr wurde gesagt – und sie glaubte dies mit der Zeit auch selber – dass die Probleme stressbedingt seien. Denn die Architektin und Städteplanerin arbeitete viel und hat zwei kleine Kinder. Zu den Gelenkproblemen kamen Komplikationen mit der Haut und mit dem Darm. Heute ist Esther van der Werf klar, dass dies alles zusammenhängt. Die Diagnose hat sie aber erst in der Schweiz bekommen, als die Schmerzen nach dem Umzug unerträglich wurden. Im Spätsommer 2016 hat sie dann den ersten Versuch mit einem TNF-Alpha-Hemmer unternommen.

Viel Unterstützung

Esther van der Werf bezeichnet sich als positiven Menschen. Sie ist erleichtert, dass sie jetzt weiss, was mit ihr los ist und dass sie nicht einfach «spinnt» oder zu viel Stress hat. Sie hofft, dass ihre Beschwerden durch die Medikamente bald besser werden und sie wieder ihrem Beruf nachgehen kann. Doch wird sie sich weniger abverlangen als früher und nicht mehr so viel «hin- und herseckle». Den ganzen Tag auf dem Bürostuhl zu sitzen ist für Esther van der Werf aber auch keine Option – wegen des Bechterews, aber auch wegen ihrer grossen Entdeckungslust.

In der Schweiz fühlt sie sich im Grossen und Ganzen wohl. Es sei schon eine Umstellung gewesen, als sie vom Zentrum Rotterdams nach Wabern gezogen sei. Hier laufe vieles ruhiger ab, aber durch die Krankheit und die schulpflichtigen Kinder sei sie relativ schnell in Kontakt mit anderen Leuten gekommen. Man habe ihr viel geholfen, zum Beispiel mit der Kinderbetreuung. Und sie habe auch probiert, wenn möglich, anderen zu helfen. Ihr Mann unterstützt sie so gut wie möglich, zum Beispiel bei schweren Arbeiten und beim Einkaufen. Aber ihre Schmerzen kann er ihr leider nicht nehmen.

Wenn Esther van der Werf an den langen Weg bis zur Diagnosestellung denkt, hat sie gemischte Gefühle. Einerseits wäre es natürlich gut gewesen, wenn man früher etwas gegen die Krankheit hätte tun können. Andererseits hätte sie sich dann vielleicht eingeschränkt und schöne Erfahrungen wie das Kinderkriegen ausgelassen, weil sie sich mehr Gedanken über die Konsequenzen gemacht hätte. Heute ist sie froh, dass sie ihre Grenzen kennt, und sie blickt wieder optimistisch in die Zukunft.