Grosses Wiedersehen am Bechterew-Treffen in Genf

Das 44. Schweizerische Bechterew-Treffen in Genf wird als das Treffen mit der längsten Planungszeit in die Geschichte eingehen. Die Freude bei den Teilnehmenden war umso grösser und die Stimmung an der zweitägigen Veranstaltung, die mit dem Welt-Bechterew-Tag zusammenfiel, ausgezeichnet.

26. September 2022

Mit dem 44. Schweizerischen Bechterew-Treffen in Genf geht die zweijährige Pause dieses für die SVMB wichtigen Anlasses aufgrund der Pandemie zu Ende. 2020 und 2021 konnte das Treffen jeweils lediglich in stark eingeschränkter bzw. schriftlicher Form durchgeführt werden. Entsprechend gross war die Freude bei den rund 100 Teilnehmenden, die sowohl aus der Romandie wie auch aus der Deutschschweiz angereist waren. Neben der Mitgliederversammlung erwartete die Mitglieder in Genf ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm sowie ein Referat des Genfer Rheumatologen und Bechterew-Forschungspreisträgers 2017, PD Dr. med. Michael Nissen.

Das Rahmenprogramm beinhaltete verschiedene Stadtführungen und ein Abendessen mit Unterhaltungseinlagen. Das Referat von PD Dr. med. Michael Nissen trug den Titel «AxSpA-Behandlung – heute und morgen». Der Bechterew-Experte ging dabei auf wichtige Aspekte des Krankheitsbilds und der Behandlungsmöglichkeiten ein und wagte auch einen Blick in die Zukunft, indem er aufzeigte, welche medikamentösen Therapien derzeit erforscht oder sogar bereits entwickelt werden. Auch durften wichtige Erkenntnisse rund und das Thema «Bechterew und Covid-19» nicht fehlen. Im Anschluss wurde die Möglichkeit, Fragen zu stellen, von den Teilnehmenden rege genutzt.

Ein Abschied, ein Novum und eine Ehrung

Im Anschluss an das Referat fand die 44. Mitgliederversammlung der SVMB statt. Es war die erste physische Mitgliederversammlung, die von Präsidentin Prof. Dr. Karin Werner geleitet wurde. Das Protokoll der letztjährigen, schriftlich durchgeführten Mitgliedersammlung, der Jahresbericht und die Jahresrechnung des Jahres 2021, das Budget 2022 sowie der unveränderte Jahresbeitrag von CHF 50 wurden ohne Gegenstimmen und Enthaltungen angenommen.

Unter dem Traktandum Wahlen wurde mitgeteilt, dass sich Walter Gerig nach 23 Jahren im Vorstand entschieden hat, sich nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung zu stellen. Er gehört zu den Pionieren der SVMB und hat die Geschichte des Vereins massgeblich mitgeprägt. 1985 ist er als Mitglied dem Verein beigetreten. 1986 hat er die Gruppe Wil SG gegründet und als Kontaktperson geleitet, ab 1998 die Gruppe Ebnat-Kappel und ab 2002 die Gruppe Oberhelfenschwil. 1987 organisierte er das Schweizerische Bechterew-Treffen in Lichtensteig, 2003 die Jubiläumsveranstaltung 25 Jahre SVMB in Wildhaus mit weit über 500 Teilnehmenden und 2018 das 40-Jahre-Jubiläum in Wil SG. Seit 1999 war Walter Gerig Vorstandsmitglied. Mit seiner Schaffenskraft und seiner umsichtigen Art war er ein geschätztes Mitglied. Bereits im Jahr 2011 ist er Ehrenmitglied der SVMB geworden. Als Dank für seinen ausserordentlichen Einsatz über all die Jahre wurden ihm zu Ehren Erinnerungsbilder mit den zahlreichen Aktivitäten von Walter Gerig gezeigt.

Ein Novum in der Vereinsgeschichte ist das 25-Jahr-Jubiläum der Vorstandsarbeit von Roland Brunner. Als langjähriger Vizepräsident und Quästor hat er in diesen Jahren ausserordentlich viel bewirkt. Als versierter «Banker» mit internationaler Erfahrung hat er sich dafür eingesetzt, dass die SVMB moderne Strukturen mit kurzen Entscheidungswegen erhielt. Er istjedoch nicht nur mit den Zahlen bestens vertraut. Roland Brunner hat mit der Organisation und Durchführung zahlreicher Veranstaltungen vielen Betroffenen und Angehörigen wunderbare gemeinsame Erlebnisse ermöglicht, bei denen Austausch und Geselligkeit gepflegt werden können. Als Dank für sein ausserordentliches und grosses Engagement wurden ihm ein Gutschein und eine Flasche Wein überreicht.

Mit der Durchführung des Bechterew-Treffens in Genf unterstrich die SVMB auch die Wichtigkeit der Westschweiz für die Vereinigung. Dass sich die SVMB in der Westschweiz von Anfang an so gut entwickeln konnte und eine bedeutende und gleichberechtigte Rolle in der Organisation einnahm, ist auf die wichtige Arbeit von Hansjürg bzw. «Georges» Caspescha zurückzuführen. Hansjürg Caspescha hat 1981 die Gruppe Genf gegründet, war von 1981 bis 1985 Vorstandsmitglied der SVMB und hat die SVMB im Vorstand der Rheumaliga Genf vertreten. Er war der Brückenbauer zwischen der Deutsch- und der Westschweiz. Neben seinen hervorragenden Sprachkenntnissen hat er auch mit seinen beruflichen Kompetenzen und seiner freundlichen und charmanten Art dazu beigetragen, dass es in der SVMB keinen Röstigraben gab. Für seine grossen Verdienste wurde Hansjürg Caspescha deshalb unter Applaus zum Ehrenmitglied der SVMB ernannt.

Geschichtsträchtiges und Internationales

Nach diesen wichtigen und interessanten Traktanden und Themen war es Zeit für die Mitglieder, die Stadt Genf zu erkunden. Verschiedene spannende Stadtführungen standen zur Auswahl. Bei diesen standen zum Beispiel die Genfer Altstadt, die Geschichte der internationalen Organisationen wie der UNO und des IKRK oder die Reformation unter Calvin im Vordergrund. Natürlich konnte auch das Wahrzeichen Genfs, die 140 Meter hohe Fontäne Jet d’eau aus allen Winkeln und Perspektiven bewundert werden. Auch das Wetter zeigte sich im westlichsten Zipfel der Schweiz von der sonnigen und frühlingshaft warmen Seite.

Nach den Exkursionen begaben sich die Mitglieder zurück in die Räumlichkeiten der Universität Genf, wo bei einem feinen Apéro und dem anschliessenden Abendessen langersehnte Möglichkeiten für den Austausch unter den Mitgliedern und ihren Angehörigen bestanden. Auch eine traditionelle Marmite de l’Escalade, ein Kochtopf aus Schokolade, gefüllt mit Gemüse aus Marzipan, durfte nicht fehlen. Diese süsse Leckerei erinnert an die «Escalade» im Jahr 1602, als die Savoyer erfolglos versuchten, Genf zu stürmen. Dieses historische Ereignis wird bis heute jedes Jahr im Dezember in Genf gefeiert. Für die SVMB wurde diese wichtige Genfer Tradition ausnahmsweise im Mai begangen.

Brunch mit Seesicht

Auch am Sonntag hatten die SVMB-Mitglieder und ihre Angehörigen noch Gelegenheit, Genf zu entdecken. Für die Frühaufsteher bestand die Möglichkeit, die Betriebsanlage des Jet d’eau zu besichtigen. Als Abschluss des Bechterew-Treffens erwartete die Mitglieder ein Brunch in der historischen Badeanlage Bains des Pâquis – Seesicht inklusive. Das unvergessliche und abwechslungsreiche 44. Schweizerische Bechterew-Treffen in Genf hat die Bechterew-Betroffenen aus allen Teilen der Schweiz nach einer schwierigen Zeit wieder zusammengeführt und bildet hoffentlich den Auftakt für zahlreiche weitere Höhepunkte in den nächsten Jahren. Das 45. Schweizerische Bechterew-Treffen ist am 3. Juni 2023 in Zürich geplant.

Der Vortrag von PD Dr. med. Michael Nissen zu «Behandlung – heute und morgen».

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 93 erschienen.