Jungunternehmer mit Kampfgeist

Chrysanth Sulzberger hat letzten Herbst ein eigenes Unternehmen gegründet. Trotz hohem Arbeitspensum versucht er durch Kampfkunst fit zu bleiben.

6. April 2016

Je länger man mit Chrysanth Sulzberger über sein «Baby» spricht, desto mehr gerät der 31-Jährige ins Schwärmen. Mit Baby ist allerdings kein Neugeborenes gemeint, sondern die Firma, die er vergangenen Herbst zusammen mit einem Kollegen gegründet hat. «imito» heisst das Jungunternehmen, das sich ganz der digitalen Dokumentation von Patienten und ihren Krankheitsverläufen verschrieben hat. «Durch meine Diagnose kannte ich mich in den Spitälern natürlich schon bestens aus», erzählt er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Chrysanth Sulzberger
Seine Projekte kann Chrysanth Sulzberger mittels Laptop von überall auf der Welt betreuen.

Obschon er heute nur noch selten Beschwerden hat, kann er sich erinnern, wie es in der Pubertät mit Hüftschmerzen angefangen hat. Als er dann im Alter von 20 Jahren die Rekrutenschule absolvieren musste, wurden die Schmerzen immer stärker, vor allem, wenn er schwere Sachen tragen oder lange Märsche zurücklegen musste. So wurde dann noch in der RS der Verdacht auf Morbus Bechterew ausgesprochen. Von dort ging es weiter ins Inselspital, wo eine Blutuntersuchung den Erbfaktor HLA-B27 bestätigte. Zusammen mit den entzündeten Gelenken war die Sache dann schnell klar.

«Mental runterfahren»

Doch das ist nun schon über zehn Jahre her und heute ist Chrysanth Sulzberger vor allem durch regelmässige sportliche Aktivitäten meistens schmerzfrei. Seit vielen Jahren betreibt er die chinesische Kampfkunst Wing Chun (eine Form von Kung Fu) und besucht regelmässig Yoga-Kurse. «Ich habe gemerkt, dass ich irgendetwas brauche, um mental runterzufahren», erzählt Chrysanth Sulzberger. «Das ist auch der Hauptgrund, warum ich sehr gerne wandere.» Nach zwei Wochen ohne jegliche Bewegung merke er, dass die Beschwerden langsam zunehmen.

Chrysanth sei ein griechischer Name, und ein bisschen griechisch sieht er vielleicht auch aus. Aber weit gefehlt: Seine Eltern seien Schweizer. «Meiner Mutter gefiel der Name einfach.» Aufgewachsen ist er im zürcherischen Bäretswil, im Moment hat er seinen Wohnsitz wieder in der Region Zürich, obwohl er drei von vier Wochen pro Monat im Ausland ist. «Dank Internet und Videokonferenzen kann ich ortsunabhängig arbeiten.» Obwohl er ein digitaler Nomade sei, sei es ihm wichtig gewesen, in der Nähe zu bleiben, so dass er im Notfall innert zwei Stunden in der Schweiz sein könne. Immer dabei auf seinen Reisen sind die Schmerzmittel.

Kein Tag wie der andere

Schmerzen plagen wohl auch viele der Patienten, die vielleicht bald in Berührung mit Chrysanth Sulzbergers Geschäftsidee kommen werden. So sollen Ärzte in Zukunft seine Applikation benutzen, um die Beweglichkeit eines Patienten mit Fotos und Videos zu dokumentieren und mit der Krankenakte zu verknüpfen. «Die Ärzte haben schon lange auf eine solche Lösung gewartet», erzählt der Start-up-Gründer. Derzeit wird die App in einem Pilotbetrieb schon an drei grossen Spitälern getestet.

Im Moment sei bei ihm kein Tag wie der andere, erzählt Chrysanth Sulzberger. «Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gearbeitet, aber ich hatte auch noch nie so viel Spass daran.» Auch durch feste Rituale im Alltag, die er auch konsequent durchzieht, hält sich Chrysanth Sulzberger fit. Zum Beispiel macht er jeden Morgen zuerst ein paar Kraftübungen zu Hause. Und egal, wo auf der Welt er gerade ist, sucht er einen Ort, an dem er mit anderen seine Yoga-Übungen machen kann.

Mit so viel Freiheit braucht man natürlich auch viel Selbstdisziplin. Dies ist bei Chrysanth Sulzberger aber kein Problem. Wenn er auf Reisen ist, mietet er sich tage- oder wochenweise in Bürogemeinschaften auf Zeit ein, so genannte «co-working spaces». Dort bekommt er die Infrastruktur, die er zum Arbeiten braucht, und er kann sich mit anderen Jungunternehmern austauschen.