«BeFit»: Jetzt wird’s konkret

Das Projekt «Fitness für Bechterew-Betroffene» oder «BeFit» der SVMB ist weiter auf Kurs. Es wurde von «Gesundheitsförderung Schweiz» als innovatives Projekt ausgewählt und wird über die nächsten vier Jahre gefördert. Auf die SVMB wartet nun viel Arbeit. Doch die ersten Rückmeldungen von Betroffenen und Physiotherapeuten sind sehr positiv und motivieren, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Lars Gubler • 11. Mai 2020

Die Therapiegruppen sind seit der Gründung der Bechterew-Vereinigung eine zentrale Dienstleistung der SVMB. Während vonseiten der Vereinigung stets an diesem Angebot festgehalten wurde, änderten sich die Umwelt- und Rahmenbedingungen über die Jahre mehrmals grundlegend. Gleichzeitig sollte das Angebot inhaltlich stets den höchsten Anforderungen genügen und sich stetig weiterentwickeln. So hat sich die SVMB in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein Konzept für das Qualitätsmanagement der Therapiegruppen erarbeitet und stellt mittels regelmässiger Fortbildungen sicher, dass die Therapieleiterinnen und -leiter stets auf dem neuesten Stand des Wissens bezüglich Morbus Bechterew und dessen therapeutischer Behandlung sind.

«Verstanden und akzeptiert»

Und nun steht also der nächste inhaltliche Meilenstein für die Therapiegruppen bevor. Das Projekt «Fitness für Bechterew-Betroffene» oder «BeFit» ist gestartet. Nachdem ein Team der SVMB-Geschäftsstelle über mehrere Monate Vorbereitungsarbeit geleistet hatte, wurde das Projekt von der Stiftung «Gesundheitsförderung» Schweiz» zur Förderung über die nächsten vier Jahre ausgewählt.

Dem vorausgegangen war, wie bei solchen Projekten üblich, eine Pilotphase, an der 30 Betroffene und vier Physiotherapeutinnen und -therapeuten teilnahmen. Bei der anschliessenden Befragung zeigten sich 52 % der Befragten mit der Durchführung der Fitness-Assessments zufrieden. 72 % empfanden die Bewegungsberatung als nützlich. Auf persönliche Nachfrage bei einzelnen Teilnehmenden äusserten sich diese positiv. Ein Votum lautete: «Man kann sich zunächst einmal auf ein Problem fokussieren, statt alles auf einmal anpacken zu wollen.» Ein anderer Teilnehmer empfand es als besonders hilfreich, dass die Physiotherapeutinnen und -therapeuten nun noch mehr auf die einzelnen Teilnehmenden eingehen und nachfragen können, ob man eine neue Aufgabe möchte. Das Ergebnis der Umfrage war, dass die Förderung der körperlichen Aktivität und des Selbstmanagements verstanden und akzeptiert werden, jedoch ein digitales Werkzeug für das Selbstmonitoring, die Datensammlung, den Austausch und die Förderung der Motivation gewünscht wird.

Alles unter einem Dach

Mit der Online-Plattform «Rheumafit.ch» verfügt die SVMB bereits über die Grundlage für ein solches Werkzeug. Parallel zum Projekt «BeFit» wird nun ausserdem die Plattform «myBechterew» entwickelt. Sie soll über ein personalisiertes Login allen SVMB-Mitgliedern Zugang zu den Dienstleistungen der Bechterew-Vereinigung geben. So werden dann zum Beispiel der Zugang zur Web-App «Rheumafit.ch», zur Online-Beratung und zu den Informationsangeboten unter einem Dach zu finden sein.  

In einem nächsten Schritt wurde nun zunächst «Rheumafit.ch» um einen «Physiobereich» erweitert. Damit kann der zweite wichtige Akteur neben den Betroffenen selbst auf der Plattform aktiv werden: die Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten. Sie haben nun die Möglichkeit, in einem geschützten Bereich individuelle Therapieprogramme für «ihre» Patientinnen und Patienten zusammenzustellen. Diese virtuelle Betreuung der Betroffenen ausserhalb der Therapiegruppen ist ein wesentlicher Bestandteil von «BeFit». Auch die wissenschaftliche Literatur belegt, dass die Kombination von Gruppentherapie mit Gleichbetroffenen, die Individualisierung der Therapie und der Einsatz digitaler Tools wie der Web-App «Rheumafit.ch» effektiv ist. Sie wirkt unterstützend und motivierend und wird von den Teilnehmenden geschätzt.

Die neue Online-Plattform wird innovative Ansätze des Peer-Coachings, des Fitness-Trackings und der Motivationsförderung für Bechterew-Betroffene vereinen. Sie wird so das Selbstmanagement unterstützen und die Gesundheitskompetenz stärken. Das Angebot besteht wie alle Angebote und Informationen der SVMB bisher auf Deutsch und Französisch. Im Rahmen von «BeFit» wurde es nun auch auf Italienisch übersetzt.  

Ansätze aus der Spieltheorie 

Auch wenn die digitalen Werkzeuge ganz entscheidend sind für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts «BeFit», findet ein wesentlicher Teil der Weiterentwicklung nach wie im Setting der regelmässigen Therapiegruppen statt. Ziel ist, dass die Neuerung im Rahmen von «BeFit» bis Ende 2021 schweizweit in allen Gruppen umgesetzt sind. Dazu gehören insbesondere Fitnesstests zur Standortbestimmung und Bewegungsberatung durch die gruppenleitenden Physiotherapeutinnen und -therapeuten für individuelles Training zusätzlich zur Gruppentherapie. Die Plattform «Rheumafit.ch» soll zudem so ausgebaut werden, dass sie als Unterstützung des individuellen Trainings, für das Fitnesstracking und mit spielerischen Elementen zur Motivation genutzt werden kann. Basierend auf motivationspsychologischen Ansätzen aus der Spieltheorie sollen so patienten- und therapiespezifische, motivierende Anreize ausgelöst werden.

Positive Verhaltensänderungen 

Mit allen erwähnten Bestandteilen des Projekts «BeFit» und deren Zusammenspiel sollen letztlich positive Veränderungen bei den Betroffenen herbeigeführt werden. Dies im Bewusstsein, dass die Gruppentherapien der SVMB seit über 40 Jahren einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität der Betroffenen leisten, nun aber die Zeit gekommen ist, um einen beherzten Schritt in die Zukunft zu machen. Dabei soll das bekannte Motto «Bechterew braucht Bewegung», das von vielen Betroffenen bereits umgesetzt wird, weiterhin seine Gültigkeit behalten. Neben den Neuerungen in den Therapiegruppen und den digitalen Hilfsmitteln werden im Rahmen von «BeFit» auch die Physiotherapeutinnen und -therapeuten in effektiven Kommunikations- und Verhaltenstechniken geschult, um die Betroffenen in ihrem Selbstbewusstsein, in ihrer Trainingsdisziplin und – last but not least – in ihrer Zufriedenheit zu unterstützen.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «move it» Nr. 08/Mai 2020 erschienen. Er ist besonders lesenswert und daher auf der Website als «Exklusiver Inhalt für Mitglieder» gekennzeichnet.