«Habe eine grosse Bewunderung für die Betroffenen»

Artea Maksutaj aus Lausanne hat ihre Maturaarbeit über den Morbus Bechterew geschrieben. Dabei hat sie nicht nur viel über die Krankheit gelernt, sondern auch darüber, wie man mit einer grossen Menge an Informationen umgeht und dabei nicht den Überblick verliert. Wenig überraschend: Auch ihre gewählte Studienrichtung passt zum Thema. (lg)

23. September 2020
Lycée de Beaulieu, Lausanne

Sie hätte sich auch ein einfacheres Thema für ihre Maturitätsarbeit am Gymnasium Beaulieu in Lausanne aussuchen können. Denn bisweilen raten die Lehrpersonen den Maturandinnen und Maturanden von Themen ab, die sie persönlich betreffen. Doch Artea Maksutaj wollte ihre Abschlussarbeit über den Morbus Bechterew schreiben, zum einen aus einem grossen Interesse an medizinischen Themen, und zum anderen, weil ihre Mutter mit der Krankheit lebt. 

Durch ihre Mutter hatte Artea Maksutaj also schon eine Ahnung, was es heisst, mit dem Bechterew zu leben. Sie kannte die täglichen Auswirkungen der Krankheit. Doch nun wollte sie diese Erfahrungen mit dem Wissen aus den Lehrbüchern kombinieren. Es war also von Anfang an klar, dass es einen theoretischen und einen praktischen Teil, bestehend aus mehreren Interviews, geben würde. Für den theoretischen Teil tauchte die Maturandin tief ein in die Standardliteratur über das Krankheitsbild, aber auch in neuere wissenschaftliche Publikationen. Und selbstverständlich wurden diese nach den Regeln der Kunst zitiert. Schliesslich ist dies einer der wichtigen Aspekte einer solchen Arbeit, die Kantonsschülerinnen und -schüler auf das bevorstehende Studium vorbereiten soll. 

Vereinfachen und durchhalten

Doch Artea Maksutaj lernte bei ihrer Arbeit noch viel mehr, als nur richtig zu zitieren. Bei ihren Recherchen über die Symptome fühlte sie sich schnell an Schilderungen ihrer Mutter erinnert. Beim Thema Diagnosestellung sei es vor allem darum gegangen, zu vereinfachen, sodass auch Nichtmediziner den Ausführungen folgen könnten. Und schliesslich habe ihr die Arbeit auch eine gehörige Portion Durchhaltewillen abverlangt – habe diese vom Anfang bis zur Abgabe doch etwa ein Jahr gedauert.

Fast schon ein Klassiker unter den Problemen einer solchen Arbeit ist es, wenn die Maturandin erzählt, beim Interview mit dem Rheumatologie-professor sei sie schon etwas nervös gewesen; dieser habe sich aber viel Zeit für sie genommen und ihre Fragen gut beantwortet. Die zwei weiteren Interviews führte sie mit Betroffenen, zum einen mit ihrer Mutter und zum anderen mit einem Betroffenen aus der Region Lausanne, dessen Kontaktdaten sie durch die SVMB erhalten hatte. Eine der Fragen, die Artea Maksutaj bei der Arbeit beschäftigten, war, ob sich die Krankheit bei Frauen und Männern unterschiedlich auf das Leben und den Alltag auswirken würde.

Bestätigter Berufswunsch

Auch Artea Maksutaj selbst hat manchmal etwas Schmerzen in den Gelenken, weshalb sie ab und zu schon etwas Angst hat, dass der Bechterew auch bei ihr noch ausbrechen könnte. Denn durch ihre Recherchen weiss sie um das Risiko der Vererbung. Am Beispiel ihrer Mutter hat sie jedoch gelernt, dass man auch mit einem eher schweren Verlauf der Krankheit ein relativ gutes Leben führen kann. Ihre Mutter lebt seit rund 17 Jahren mit dem Bechterew und hält die Krankheit mit verschiedenen sportlichen Aktivitäten, Physiotherapie und Medikamenten in Schach.

Durch ihre Arbeit zu einem medizinischen Thema wurde die Maturandin nicht zuletzt auch in ihrem Studienwunsch noch einmal bestärkt. Denn schon seit dem zwölften Lebensjahr möchte sie Medizin studieren. Deshalb hat sie sich bereits an der Medizinischen Fakultät der Universität Lausanne eingeschrieben. Ihre Hauptmotivation für dieses Studium sei neben dem fachlichen Interesse auch, dass sie damit Menschen – zum Beispiel Bechterew-Betroffenen – helfen könne. 

Im Schlusswort ihrer Maturitätsarbeit bringt Artea Maksutaj noch einmal eindrücklich zum Ausdruck, dass sie durch die Maturitätsarbeit verstehen lernte, welch grossen Einfluss der Bechterew auf die Betroffenen hat – auf sozialer, familiärer und beruflicher Ebene. Und durch diese Erkenntnis, so die angehende Medizinstudentin, sei ihre Bewunderung für diese Menschen noch grösser geworden.