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Die «Bechterew-Müdigkeit» und was man dagegen tun kann

Sie ist eines der wichtigsten Symptome des Morbus Bechterew, und dennoch wird sie häufig vergessen: die starke Müdigkeit oder sogenannte Fatigue. Die Ursachen sind vielfältig und es kann mitunter schwierig sein, dem Teufelskreis von Krankheit, Müdigkeit und Ansprüchen zu entkommen. In einer Schubphase hilft da vor allem eines: einen Gang runterschalten und offen über das Problem reden.

Lars Gubler • Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024

Neben den Schmerzen in den Gelenken, vor allem im unteren Rücken und den Kreuzbein-Darmbein-Gelenken (Iliosakralgelenken, ISG), sowie der Morgensteifigkeit und eingeschränkten Beweglichkeit hat der Bechterew noch eine Reihe anderer Symptome, die eng mit dem Krankheitsgeschehen verbunden sind und einen Hinweis für die richtige Diagnose geben können. Eines dieser Symptome ist eine starke, nicht im Verhältnis zu den eigenen Aktivitäten stehende Müdigkeit. Diese Art von Müdigkeit wird in der Medizin «Fatigue» genannt. Sie tritt häufig im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten auf. Sie ist aber nicht zu verwechseln mit einer normalen, durch bestimmte Aktivitäten ausgelösten Müdigkeit. Auch muss die Fatigue beim Morbus Bechterew vom sogenannten «Chronic Fatigue Syndrome» (CFS) unterschieden werden, das ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt. Die Fatigue beim Morbus Bechterew hat verschiedene Ursachen und Konsequenzen für die Betroffenen. Sie wirkt sich stark auf das Leben der Betroffenen aus, wird aber nicht immer als Symptom der Erkrankung erkannt. Auch wurde die Fatigue bisher wenig erforscht. Dies mag auch daran liegen, dass es sich um ein subjektives Symptom handelt, das sich nur schwer in Zahlen ausdrücken lässt. Die letztgenannte Tatsache erschwert zudem die Anerkennung durch die Invalidenversicherung (IV). Die wichtigsten Symptome des Morbus Bechterew, die häufig auch am Anfang der Diagnose stehen, sind die entzündlichen Rückenschmerzen sowie die eingeschränkte Beweglichkeit. In rund einem Drittel der Fälle kommen noch Augenentzündungen (sog. Uveitis) hinzu. Diese Symptome sind es, die auch direkt zur Fatigue bei den Betroffenen beitragen können. Denn die Entzündungsprozesse in den Gelenken zehren an den Kräften der Betroffenen. Hinzu kommen die dadurch verursachten Schmerzen, die ebenfalls müde machen. Typisch beim Morbus Bechterew sind die nächtlichen Ruheschmerzen, welche die Betroffenen in der Nacht zum Aufstehen zwingen. Dadurch ist die Schlafqualität bei Bechterew-Betroffenen häufig stark beeinträchtigt. Dies führt selbstredend auch zu einer starken Ermüdung und einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit tagsüber.

Krankheitsmanagement entscheidend

Ganz entscheidend ist also auch hinsichtlich der «Bechterew-Müdigkeit» ein optimales Krankheitsmanagement mithilfe von Bewegungstherapie, Medikamenten und weiteren, als hilfreich empfundenen Massnahmen. Wenn die Krankheitsaktivität zum Beispiel durch die Behandlung mit einem TNF-Alpha-Hemmer (Biologika) gesenkt werden kann, wird das Übel sozusagen an der Wurzel gepackt. In einigen Fällen bringen die Biologika aber nicht die gewünschte Verbesserung, sodass auf andere Medikamente und Massnahmen zurückgegriffen werden muss. Leider können diese Medikamente auch Nebenwirkungen haben. Neben des leicht erhöhten Infektrisikos können sie auch müde machen. Es ist also eine Krux: Während die TNF-Alpha-Hemmer die Krankheitsaktivität und damit die entzündungsbedingte Müdigkeit reduzieren, können sie auch selber müde machen. In der SVMB-Mitgliederumfrage von 2016 wurden die Betroffenen unter anderem gefragt, wie beeinträchtigend in den letzten sieben Tagen die Müdigkeit, die Schmerzen und die eingeschränkte Beweglichkeit für sie waren. Für mehr als 60 % der Betroffenen waren Müdigkeit und Erschöpfung beeinträchtigend. Auch waren Müdigkeit und Erschöpfung stärker beeinträchtigend als die Schmerzen und die eingeschränkte Beweglichkeit. Bei fast 70 % beeinträchtigten die Schmerzen den Schlaf. Diese Antworten geben einen Hinweis darauf, dass sich Müdigkeit und Erschöpfung bei Personen mit einer TNF-Alpha-Therapie im Vergleich zu Personen ohne TNF-Alpha-Therapie oder mit einer anderen medikamentösen Therapie kaum besserten.

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