Reduzierte Wirksamkeit der Covid-19-Impfung bei immunsupprimierten Bechterew-Betroffenen – neue Impfempfehlung 

Breite Impfkampagnen gegen das Coronavirus sind im Moment zwar nicht mehr nötig, jedoch können Auffrischimpfungen für gewisse Personengruppen sinnvoll sein. Dazu gehören immunsupprimierte Bechterew-Betroffene. Deshalb wird der Booster für bestimmte Personen aktuell wieder empfohlen.

13. November 2023

Ziel der Studie war es, die Dauer der Immunantwort nach zwei Dosen von mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 bei Patienten mit entzündlichen Gelenk- und Darmerkrankungen zu untersuchen. In die Studie aufgenommen wurden 35 Patienten mit seronegativer Spondyloarthritis (SpA), 41 mit rheumatoider Arthritis (RA)  und 41 mit einer entzündlichen Darmerkrankung. Die Studie untersuchte die Antikörperentwicklung sechs Monate nach den ersten beiden Impfdosen sowie nach der der dritten Impfung. Alle Patienten wurden zweimal mit einem mRNA-Impfstoff geimpft, und die Blutentnahme erfolgte acht Wochen sowie fünf bis sechs Monate nach der ersten Impfung. Patienten, die früher eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, wurden ausgeschlossen. Patienten, die konventionelle synthetische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (csDMARDs) erhielten, wurden verglichen mit solchen, die biologische oder zielgerichtete synthetische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (b/tsDMARDs) oder eine Kombination aus csDMARDs und b/tsDMARDs erhielten. Gesunde Probanden dienten als Kontrollgruppe. 

Welche Therapie hat welchen Einfluss? 

Die Studie untersuchte die Anti-SARS-CoV-2-Spike-Antikörper und die neutralisierenden Antikörper sechs Monate nach zwei und dann nach drei Dosen mRNA-Impfstoff im Vergleich zu denen gesunder Kontrollpersonen. In der Folge wurde der Einfluss der Therapien auf die Immunreaktion analysiert und festgestellt, dass Patienten, die bestimmte immunmodulatorische Therapien erhalten, einen deutlich beschleunigten Rückgang der Immunität aufwiesen. Diese verkürzte Dauer der Impfreaktion war unabhängig von der Erkrankung, aber eindeutig mit der Art der Immunmodulation verbunden. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten, die b/tsDMARDs erhielten, weniger Antikörper hatten als gesunde Kontrollpersonen oder Patienten, die konventionelle synthetische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (csDMARDs) erhielten. Diese geringere Immunantwort wurde auch durch einen schnelleren Abfall der Antikörperspiegel gekennzeichnet, was zu einer verkürzten Dauer der Immunität führte. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Reaktion auf eine Auffrischungsimpfung bei Patienten, die b/tsDMARDs erhielten, verringert war, sowohl wenn sie allein als auch in Kombination mit csDMARDs eingesetzt wurden. 

Antikörper messen 

Diese Daten zeigen, dass Patienten, die aufgrund von b/tsDMARD oder einer Kombinationstherapie niedrigere Antikörperspiegel aufweisen, von einer früheren Auffrischungsimpfung profitieren. Dies wird vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktuell auch wieder empfohlen (siehe Box). Ausserdem plädieren die Forschenden dafür, dass die Antikörperspiegel bei Patienten, die DMARDs erhalten, gemessen werden sollten, um eine frühere Auffrischungsimpfung zu ermöglichen. 

Tobudic, Selma, et al. «Accelerated waning of immunity and reduced effect of booster in patients treated with bDMARD and tsDMARD after SARS-CoV-2 mRNA vaccination.» Frontiers in Medicine 10 (2023): 68. 

Auffrischimpfung empfohlen 

Seit Oktober gibt es eine neue Impfempfehlung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) für die Covid-19-Impfung. Die Impfung wird im Herbst und Winter für besonders gefährdete Personen empfohlen. Dazu können auch Personen mit axialer Spondyloarthritis – Morbus Bechterew in einer immunsupprimierenden Therapie gehören. Schwangere können nach individueller Abklärung geimpft werden. Allen weiteren Personen wird keine Impfung empfohlen. Als Zeitpunkt für die Impfung wird Mitte Oktober bis Mitte Dezember empfohlen. Die Kosten für die Impfung übernimmt die Krankenkasse.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 98 erschienen.