Akne inversa: Eine bei Spondyloarthritis häufige Krankheit

Die axiale Spondyloarthritis (Morbus Bechterew und nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis) ist häufig mit Krankheitserscheinungen ausserhalb der Gelenke verknüpft. In mehr als jedem vierten Fall tritt eine Regenbogenhaut-Entzündung im Auge auf, gefolgt von der Schuppenflechte bei fast jedem zehnten Fall und den entzündlichen Darmkrankheiten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in fast jedem 15. Fall. Doch es kann zu weiteren Zusatzerkrankungen kommen, zum Beispiel der Akne inversa.

16. Mai 2022

Dr. Angelique Rondags und ihre Mitverfasserinnen von der Universität in Groningen und dem Medizinischen Zentrum in Leeuwarden (beide in den Niederlanden) berichten in ihrer Veröffentlichung, dass eine Spondyloarthritis auch in Kombination mit einer Akne inversa (wissenschaftlicher Begriff: Hidradenitis suppurativa, HS) auftreten kann. Die Bezeichnung Akne inversa ist verbreitet, obwohl es sich nicht um eine Akne im eigentlichen Sinn handelt.

Es handelt sich um eine Entzündung von Talgdrüsen und äusseren Haarwurzelscheiden im Bereich der Achselhöhlen, der Leistengegend oder der Anal und Genital-Region. Oft hinterlässt sie nach Abheilung tiefe Wundkrater oder sie bildet Fisteln ins Körperinnere. Sie ist entstellend und behindernd. Aufgrund von Schmerzen, Juckreiz und übelriechendem austretendem Eiter beeinträchtigt sie sowohl die berufliche als auch die private Lebensqualität. Angaben für die Häufigkeit in der Bevölkerung liegen zwischen 0,05 % und 4 %, meist jedoch bei 1%. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Rauchen und Übergewicht sind wichtige Risikofaktoren.

TNF-Alpha-Hemmer helfen

Kriterien für die Diagnose einer Akne inversa sind typische tiefsitzende, schmerzhafte Knötchen, Auftreten in der Achselhöhle, der Leistengegend, der Gesässfalte oder bei Frauen in der Unterbrustfalte sowie chronisches oder wiederkehrendes Auftreten. Wie bei der axialen Spondyloarthritis scheinen auch bei der Akne inversa die Entzündungsbotenstoffe TNF-Alpha sowie Interleukin 17 und 23 im Krankheitsmechanismus eine Rolle zu spielen, und die Akne inversa spricht wie die axiale Spondyloarthritis auf eine Therapie mit TNF-Alpha-Hemmern an. Die niederländischen Forschenden führten eine Studie durch, um die Häufigkeit der Akne inversa unter einer grossen Zahl von Patienten mit axialer Spondyloarthritis festzustellen und nach Risikofaktoren für diese zusätzliche Erkrankung zu suchen.

Keine falsche Scham

Von den 449 Patienten mit axialer Spondyloarthritis, die den verschickten Fragebogen beantworteten, bejahten 50 die Frage nach Geschwüren an den infrage kommenden Stellen, und bei 41 konnte durch Telefongespräche die Diagnose Hidradenitis suppurativa oder Akne inversa bestätigt werden. Die Häufigkeit unter den Patienten mit einer axialen Spondyloarthritis betrug also 9 %. Als Risikofaktoren konnten die Forschenden ein weibliches Geschlecht, eine Sehnenansatzentzündung (Enthesitis) an der Ferse oder eine Entzündung eines Fingers oder Zehs in der Vergangenheit sowie Rauchen, Übergewicht und eine hohe Krankheitsaktivität der axialen Spondyloarthritis feststellen. Rauchen und Übergewicht sind auch Risikofaktoren für die Schwere der Krankheit.

Die HS ist also unter Patienten mit einer axialen Spondyloarthritis keineswegs selten. Beim Vorliegen einer axialen Spondyloarthritis sollte also (vor allem bei entsprechenden Risikofaktoren) einerseits von den Ärzten aktiv nach Haut-Erscheinungen gefragt werden, die auf eine HS hinweisen könnten, und andererseits von Patienten ohne falsche Scham darüber berichtet werden. Ebenso sollte bei der Diagnose einer Hidradenitis suppurativa (wie bei der Diagnose einer Uveitis oder einer Psoriasis) an die Möglichkeit einer axialen Spondyloarthritis als Grundkrankheit gedacht werden.

Patientengemässer Bericht über die Veröffentlichung «High prevalence of hidradenitis suppurativa symptoms in axial spondyloarthritis patients: A possible new extra-articular manifestation» von Angelique Rondags, Suzanne Arends, Freke R. Wink, Barbara Horváth und Anneke Spoorenberg, erschienen in «Seminars in Arthritis and Rheumatism », Band 48 (2019), S. 611–617. Quelle: «Morbus-Bechterew-Journal» Nr. 165 (Juni 2021).

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 92 erschienen.