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Wie sich Muskelkraft und Medikamente ergänzen

Es gibt zahlreiche Hürden für Bechterew-Betroffene, die einen Einstieg in ein eigentlich so wichtiges körperliches Training verhindern. Dabei kann ein gezieltes und von einer Fachperson erstelltes Trainingsprogramm eine ganze Reihe positiver Effekte auslösen und den Krankheitsverlauf massgeblich positiv beeinflussen.

Lars Gubler • 31. Oktober 2019

Es konnte gezeigt werden, dass die Krankheitsaktivität bei Patienten mit entzündlich-rheumatologischen Erkrankungen durch regelmässige Aktivität vermindert werden kann. Die sportliche Aktivität ist neben der medikamentösen Behandlung des Morbus Bechterew ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Auch Patienten, die gut mit einer medikamentösen Therapie eingestellt sind, profitieren von regelmässiger sportlicher Aktivität. Neben den Bechterew-Therapien in Gruppen besteht auch die Möglichkeit, im Rahmen einer sogenannten «Medizinischen Trainingstherapie» (MTT) ein Training durchzuführen. Die grossen Vorteile dieser Therapieform sind das individuell zusammengestellte Trainingsprogramm, die regelmässige Kontrolle der Übungen und die stetige Anpassung an den aktuellen Trainingsstand. So kann auf spezifische Einschränkungen und Fähigkeiten Rücksicht genommen und auf Vorlieben der Patienten eingegangen werden. Die MTT kann vom Hausarzt oder dem behandelnden Rheumatologen verschrieben werden. Auf der Verordnung kann der Arzt entsprechende Angaben machen, welche Vorsichtmassnahmen z.B. eingehalten werden müssen oder wo der Schwerpunkt in der Therapie gesetzt werden soll. In der Trainingstherapie findet dann ein teilselbstständiges Training mit regelmässiger Überprüfung und Anpassung der Inhalte durch einen Physio- oder Sporttherapeuten statt. Bei entsprechendem Anschluss, beispielsweise an eine Klinik für Sportmedizin, können ggf. auch ärztliche Visiten im Rahmen des Trainings angeboten werden. In Studien konnte gezeigt werden, dass ein überwachtes Training einen grösseren Nutzen für die Patienten zeigt als ein Heimübungsprogramm. Ziel der MTT ist es, den Patienten fit für ein selbstständiges Fitnesstraining zu machen, welches er auch nach Ablauf der Trainingstherapie in Eigenregie weiterführen sollte. Inhalte des Trainingsprogramms sind Haltungstraining und Stretching zur Erhaltung respektive Verbesserung der Mobilität sowie zur Steigerung der Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit des Patienten.

Wichtige Botenstoffe

Die Angst, dass durch Bewegung und Krafttraining die Krankheitsaktivität bei entzündlich-rheumatologischen Erkrankungen steigt oder die Entzündungsaktivität aufflammen kann, ist unbegründet. In den letzten zwei Jahrzehnten konnte mehrfach gezeigt werden, dass Ausdauer- und Krafttraining für Patienten mit diesen Erkrankungen sicher ist. Im Gegenteil, regelmässiges Training kann die systemische Entzündungsaktivität sogar reduzieren und so wie ein «Medikament» wirken. Hier kommen die sogenannten «Myokine» ins Spiel. Myokine sind Botenstoffe mit verschiedensten Funktionen. Durch den trainierten Muskel werden Hunderte dieser Myokine bei Aktivität freigesetzt. So kann der Muskel mit anderen Organen wie der Leber, dem Fettgewebe, der Bauchspeicheldrüse, dem Knochen oder auch dem Gehirn «kommunizieren». Eine Schlüsselrolle scheint hier dem Interleukin 6 (IL-6) zuzukommen. Abhängig von der Dauer, Intensität und Art des Trainings steigt die Konzentration vom IL-6 im Blut bei sportlicher Aktivität bis um das Hundertfache an und fällt anschliessend kontinuierlich wieder ab. IL-6 hemmt die Produktion des Tumornekrosefaktors (TNF) und stimuliert die Produktion von antientzündlichen Zytokinen (Zellbotenstoffen) wie IL-1ra (IL-1 Rezeptorantagonist) und IL-10.

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