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Wie kann Cannabis beim Bechterew helfen?

Um eine der ältesten Kultur- und Heilpflanzen der Welt ranken sich viele Mythen. Immer wieder entbrennen Diskussionen, ob und wie Cannabis Bechterew-Betroffenen bei ihren Schmerzen Linderung bringen kann. Dabei werden Fakten und Emotionen oft vermischt. In diesem Schwerpunkt geben wir den nötigen Durchblick und stellen Anwendungsmöglichkeiten vor.

Lars Gubler • 15. September 2019

Mit den alten Heilmitteln, die schon unsere Gross- und Urgrosseltern kannten, ist es so eine Sache. Teilweise sind sie völlig in Vergessenheit geraten, da heute ein derart grosses Angebot an chemisch und biotechnologisch hergestellten Wirkstoffen und Medikamenten zur Verfügung steht. Dennoch geraten solche alten Heilmittel immer wieder stärker ins Bewusstsein und erhalten auch in den Medien grosse Aufmerksamkeit. Ein solches Heilmittel ist die Hanfpflanze. Sie wird seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen auf unterschiedliche Weise genutzt. Ihre widerstandsfähigen Fasern wurden für die Herstellung von Kleidern benutzt, aus ihren Samen wurde Öl hergestellt und die Blüten wurden getrocknet und als Rauschmittel verwendet. Das Rauchen von Cannabis ist heute der wohl am weitesten verbreitete und gleichzeitig am heftigsten diskutierten Verwendungszweck der Hanfplanze. Es passt aber auch zum Zeitgeist, dass Bestehendes wie eine gut funktionierende Schulmedizin in Frage gestellt wird und Traditionellem wie zum Beispiel alten Heilpflanzen wieder ein grösserer Stellenwert beigemessen wird. Für Bechterew-Betroffene geht es dabei um mehr als den Konflikt zwischen Tradition und Moderne oder Schul- oder Alternativmedizin. Für sie geht es einzig darum, ob ihnen die uralte Kulturpflanze Hanf im täglichen Kampf gegen die Schmerzen ein wenig Linderung zu bringen vermag. Oftmals ist es auch eine Kombination verschiedener Ansätze, die den grössten Erfolg verspricht.

Wichtige Diskussion

Dass Cannabis nun seit einigen Jahren wieder vermehrt als Heilmittel im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist aus Sicht der Menschen mit Morbus Bechterew ein Steilpass, um einerseits wieder vermehrt über alternative Methoden im Umgang mit der Krankheit nachzudenken. Andererseits gehören Bechterew-Betroffene sicher zu jenen Patientengruppen, deren Interesse an den Einsatzmöglichkeiten von Cannabis-Medikamenten besonders gross ist. Denn ihr Leidensdruck durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ist nach wie vor gross und genau hier ist der Einsatz von Cannabis sehr vielversprechend. Und offenbar hat sich das unter den Betroffenen auch schon herumgesprochen. Denn in einer durch die SVMB durchgeführten Online-Befragung zum Thema gaben 52% an, dass sie zwar noch nie Präparate auf Cannabis-Basis benutzt hätten, jedoch grosses Interesse daran hätten, dies auszuprobieren. Auch in der letzten grossen Mitgliederumfrage der SVMB antworteten zwar nur gut 7 % auf die Frage, ob ihnen Cannabis im Umgang mit dem Bechterew hilft. Von diesen gaben jedoch fast 74 % an, dass ihnen Cannabis eine starke oder gewisse Verbesserung der Beschwerden bringe. Diese Resultate zeigen also deutlich, was wohl viele schon vermuten: Nur wenige benutzen zwar bisher THC-haltige Präparate im Umgang mit dem Bechterew, doch die, die es tun, erleben dadurch deutliche Verbesserungen. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will nun genauer wissen, wie Cannabis-Präparate von chronischen Schmerzpatienten in der Schweiz eingesetzt werden und hat deshalb eine Studie zu den «rekreativen und/oder medizinischen Beweggründen für Cannabiskonsum» beim Schweizerischen Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) in Auftrag gegeben. Das Ziel sei eine Kostensenkung von medizinisch benutztem Cannabis sowie die Eliminierung administrativer Hürden.

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