Diese Wärme- und Kälteanwendungen helfen beim Morbus Bechterew

Wärme- und Kältetherapie wird seit langer Zeit zur Linderung körperlicher Beschwerden eingesetzt. Noch nie war die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten so gross wie heute. In der Folge werden die wichtigsten Methoden vorgestellt.

19. Mai 2023

Sauna, Dampfbad und Co.

Den meisten Menschen mit Morbus Bechterew macht kalt-feuchtes Wetter eher Mühe als wärmere und trockene Klimabedingungen. Dementsprechend versuchen auch mehr Betroffene, durch den Einsatz von Wärme und Hitze eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Deren Einsatz hat eine jahrtausendealte Tradition und hat sich im Lauf der Geschichte weiterentwickelt. Eine der verbreitetsten Therapiemöglichkeiten sind warme Bäder, zum Beispiel Thermalbäder, oder Saunagänge. Neben verschiedenen Saunen, in denen die trockene Luft auf heisse 60 bis 80 Grad Celsius erwärmt wird, gibt es auch die Variante mit feuchter warmer Luft wie zum Beispiel Dampfbäder oder das aus dem orientalischen Raum stammende Hammam. Bei der Saunaanwendung ist es entscheidend, dass mit dem Wechsel von Hitze und Kälte gespielt wird. Nach einem acht- bis 15-minütigen Aufenthalt in der Sauna folgt eine kalte Dusche oder ein Gang ins kalte Tauchbecken, worauf eine Ruhezeit von zehn bis 15 Minuten unbedingt einzuhalten ist. Während des Saunabesuches soll regelmässig Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder allenfalls Fruchtsaft eingenommen werden. Dieser Ablauf kann zwei- bis dreimal wiederholt werden. Saunabesuche können mehrmals wöchentlich durchgeführt werden und senken gemäss einer finnischen Studie das Risiko, eine Herz-Kreislauferkrankung zu erleiden. Während Erkältungen oder grippalen Infekten, die während der Wintermonate häufiger auftreten, sollte man beim Saunieren vorsichtiger sein oder ganz darauf verzichten. Während Schubsituationen sollte man ebenfalls auf das eigene Gefühl achten und die Dauer der Saunagänge reduzieren oder ganz darauf verzichten.

Eine Alternative zur Sauna ist die Behandlung mit Infrarot-Wärme, die vor allem in sogenannten Infrarot-Kabinen zur Anwendung kommt. Hier wird ebenfalls der ganze Körper erwärmt, die Temperatur ist jedoch tiefer.

Grosse Vorteile für Bechterew-Betroffene bringen die spezifischen Therapiekurse für Morbus Bechterew im Wasser, die von der SVMB an verschiedenen Orten in der Schweiz angeboten werden. Die Kurse finden in geheizten Therapiebädern oder Thermalbädern unter physiotherapeutischer Leitung statt. Das warme Wasser hat eine muskelentspannende Wirkung, bei der die Beweglichkeits- Übungen leichter ausgeführt werden können. Ausserdem hat die Bewegung im Wasser einen wohltuenden Effekt auf Körper und Psyche.

Heisse Wickel

Oft kommen beim Morbus Bechterew auch lokale Wärme-Anwendungen zum Einsatz. Diese können vor allem dann helfen, wenn die Beschwerden an bestimmten Stellen des Körpers verstärkt auftreten. Hierbei werden feucht-warme Wickel oder Packungen auf die betreffenden Körperstellen gelegt, zum Beispiel in Form von Fangopackungen, Heublumen- oder Solewickeln. Die Wirkung ist eine lokale Erwärmung, die zu einer stärkeren Durchblutung und Entspannung der Muskeln und damit zu einer Linderung der Schmerzen führt.

Auch in der chinesischen Medizin kennt man lokale Wärme-Anwendungen, die mit der Akupunktur verwandt sind. Bei der sogenannten Moxibustion verglimmen kleine Mengen von getrockneten und fein geriebenen Fasern von Blättern des Beifusses über bestimmten Therapiepunkten. Dabei entsteht ein Hitzegefühl auf der Haut und diese wird deutlich gerötet. In der traditionellen chinesischen Medizin regt die Moxibustion das «Qi» an und wirkt so gegen «kalte Zustände».

Kryotherapie und kalte Wickel

Auch die Therapie mit Kälte kann die Schmerzen beim Morbus Bechterew lindern, obwohl diese Therapien weniger verbreitet sind als Wärme-Anwendungen. Vor allem bei akuten Entzündungen oder Schubsituationen können Kälte-Anwendungen kurzzeitig Besserung bringen.

Die Anwendungen mit Kälte können ebenfalls als Ganzkörper-Therapie wie auch lokal eingesetzt werden. Seit einigen Jahren im Gespräch ist die sogenannte Kryotherapie (kryo griech. kalt), bei der Patienten für wenige Minuten in eine sogenannte Kältekammer gehen, um sich Temperaturen von minus 110 Grad Celsius auszusetzen. Die Temperatur ist so tief, dass man bestimmte Körperteile wie das Gesicht durch eine Maske schützen muss und sich zunächst in einer Vorkammer bei rund minus 60 Grad an die Kälte gewöhnen muss. Um eine gute Wirksamkeit zu erzielen, werden Kuren von einer bis drei Wochen empfohlen, während derer man täglich zweimal in die Kältekammer geht. Anschliessend sollte man aktive Bechterew-Gymnastik durchführen. Langzeitstudien gibt es zu dieser Therapiemethode noch keine, eine jüngere Untersuchung kam jedoch zum Schluss, dass sich die Krankheitsaktivität nach Anwendung von Kältetherapie reduziere und die Beweglichkeit verbessere. Dies vor allem aufgrund der vorteilhaften Effekte der Kältetherapie auf die Entzündungsaktivität, die Prozesse in Muskeln und Nervensystem sowie auf das Herz-Kreislaufsystem.

Eine weitaus längere Tradition haben lokale Kältetherapien. Wenn man hinfällt oder einen Zahn ziehen musste, probiert man häufig, die verletzte Stelle mit einem «Cold Pack» zu kühlen. Diese Methode kann auch bei den Bechterew- Schmerzen Abhilfe leisten. Zu den lokalen Kältetherapien gehören kalte Teilbäder, Eiswickel, feuchte Wickel, Güsse oder kalter Fango.

Hier finden Sie mehr Informationen über die Hintergründe der Thermotherapien.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 70 erschienen.