Zweite Impfdosis wichtig bei Immunsupprimierten

Schweizer Forschende untersuchten 53 Rheumapatienten unter krankheitsmodifizierender antirheumatischer Behandlung sowie 20 gesunde Kontrollpersonen vor und nach der Corona-Impfung mit mRNA-Impfstoffen. Die Antikörper-Messwerte gegen SARS-CoV-2 waren bei den Patienten drei Wochen nach der ersten Dosis und zwei Wochen nach der zweiten Dosis deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Im Gegensatz zu den Kontrollpersonen benötigten die meisten Patienten die zweite Dosis für einen ausreichenden Impfschutz.

15. November 2021

Eine langfristige Immunität ist das Ziel der Impfungen gegen das neue Coronavirus und wesentlich für die Kontrolle und Eindämmung der Pandemie. Die Corona-Impfungen sind auch für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen wie dem Morbus Bechterew empfohlen.

Wie gut wirkt die Impfung bei Immunsuppression?

Schweizer Forschende untersuchten nun 53 Patienten mit rheumatoider Arthritis und krankheitsmodifizierender antirheumatischer Behandlung sowie 20 gesunde Kontrollpersonen vor und nach der Corona-Impfung. Neun Patienten erhielten zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs mRNA- 1273, alle übrigen Studienteilnehmer erhielten zwei Dosen des BioNTech/ Pfizer-Impfstoffs BNT162b2. Zu Beginn der Studie (vor der Impfung), drei Wochen nach der ersten und zwei Wochen nach der zweiten Dosis wurden Serumproben von den Studienteilnehmern gewonnen. Weder Patienten noch Kontrollpersonen zeigten Hinweise auf eine mögliche Coronavirus-Infektion (Symptome oder Antigen bzw. PCR-Test) zu Beginn der Studie oder im gesamten Beobachtungszeitraum. Zwei Patienten wiesen Antikörper zu Beginn der Studie auf, die auf eine zuvor unbemerkte Coronavirus-Infektion hinwiesen. Diese Patienten wurden aus der weiteren Analyse ausgeschlossen.

Analyse der Impfwirkung bei Patienten mit krankheitsmodifizierender antirheumatischer Therapie

Alle Patienten wurden kontinuierlich entweder mit konventionellen Synthetika (csDMARD, z. B. Methotrexat), Biologika oder zielgerichteten, synthetischen, krankheitsmodifizierenden Medikamenten behandelt. 28 (53%) Patienten erhielten Methotrexat (Median: 15 mg täglich), 17 (32%) von 53 Patienten erhielten niedrigdosiertes Prednison (Tagesdosis 5 mg im Schnitt). 13 (81%) von 16 Patienten mit csDMARD-Therapie, 17 (94%) von 18 Patienten mit Anti-Zytokin-Biologika, vier (80%) von fünf Patienten unter einem weiteren Biologikum und 8 (67%) von 12 Patienten unter JAK-Inhibitoren entwickelten nach der zweiten Impfdosis eine Immunantwort mit Antikörper-Messwerten, die auf neutralisierende Wirkung schliessen liessen (15 Einheiten/ml). Die gegen das Spike-Protein gerichteten Antikörper- Messwerte unterschieden sich bei den Patienten nicht je nach Alter, Geschlecht, Erkrankungsdauer oder Einsatz niedrig-dosierten Prednisons. Allerdings zeigte sich ein anderer Verlauf der durch die Impfung ausgelösten Immunantwort bei den Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Die Antikörper-Messwerte gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein waren bei den Patienten drei Wochen nach der ersten Dosis und zwei Wochen nach der zweiten Dosis deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. 9 (45%) von 20 Kontrollpersonen hatten einen Antikörper-Messwert von über 133 Einheiten/ml nach der ersten Impfung. Solche Werte erreichte dagegen lediglich ein (2%) Patient von 51 Patienten mit rheumatoider Arthritis und entsprechender krankheitsmodifizierender Therapie. Entsprechend benötigten deutlich mehr Patienten die zweite Impfdosis für eine ausreichende Immunantwort.

Verzögerte zweite Impfung bei Rheuma- Therapie keine Option

In manchen Ländern wird eine Verzögerung der zweiten Impfdosis diskutiert oder angewendet, um mehr Menschen rasch eine Erstimpfung zu ermöglichen. Die vorliegenden Daten zeigen allerdings, dass eine erfolgreiche Impfung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und krankheitsmodifizierender Therapie von dem empfohlenen Impfabstand von drei bis sechs Wochen abhängen könnte. Langfristige Daten zur Immunantwort und grössere Studien zum Vergleich der Immunantwort auch mit Therapiepausen stehen noch aus.

Referenzen: Rubbert-Roth, A., Vuilleumier, N., Ludewig, B., Schmiedeberg, K., Haller, C., & von Kempis, J. (2021). Anti-SARS-CoV-2 mRNA vaccine in patients with rheumatoid arthritis. Quelle: DeutschesGesundheitsPortal.de, mit Anpassungen der «vertical»-Redaktion.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 90 erschienen.