Die Herzbeteiligung bei Morbus Bechterew – axSpA (axiale Spondyloarthritis) ist keine Schwarz-Weiss-Problematik. Viele Faktoren haben einen Einfluss. Einerseits spielen die sogenannten kardiovaskulären, also die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, eine Rolle, welche zu einer Verengung der Herzkranzgefässe und damit zu einer Durchblutungsstörung mit möglicher Angina pectoris (Druck auf der Brust mit oder ohne Atemnot) bis zum Herzinfarkt führen können. Zu diesen Risikofaktoren gehören neben der chronischen Entzündung als Folge des Morbus Bechterew aber vor allem auch die klassischen Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus (Zucker) und zu hohe Blutfette (Hypercholesterinämie).

Beobachtet wurden gemäss Studien bei Morbus Bechterew – axSpA auch etwas vermehrte Herzrhythmusstörungen und eine entzündliche Beteiligung des Gewebes um die Aortenherzklappe mit möglicher Erweiterung z.B. der Klappe (Aorteninsuffizienz). Die Daten aus der Literatur betreffend Herzbeteiligung bei Morbus Bechterew – axSpA sind allerdings z.T. widersprüchlich. Weitere Untersuchungen sind deswegen am Laufen.

Zu berücksichtigen ist, dass mit zunehmender Krankheitsdauer und bei der genetischen Veranlagung mit HLA-B-27 das Risiko für Herzprobleme steigt.

Wichtig ist, die Krankheitsaktivität des Morbus Bechterew so schnell und so gut wie möglich zu kontrollieren, die oben erwähnten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren zu suchen und zu behandeln und dass Sie sich bei Problemen wie Druck auf der Brust, Herzstolpern oder Atemnot sofort beim Hausarzt oder bei der Hausärztin melden.

Dr. med. Pascale Exer, Fachärztin FMH für Innere Medizin und Rheumatologie

Dieser Beitrag stammt aus der Rubrik «Ratgeber» der Zeitschrift «vertical». Werden auch Sie Mitglied und erhalten Sie weitere wertvolle Tipps für den Umgang mit Morbus Bechterew.

Das Seminar wurde ins Leben gerufen, um neu diagnostizierten und langjährigen Betroffenen und ihren Angehörigen fundierte Informationen und praxisnahe Unterstützung im Umgang mit Morbus Bechterew – axSpA zu bieten. Das Thema Bewegung ist ebenso Teil des Angebots wie Informationen zu medikamentösen Therapien. Die Mischung aus Fach-Input, praktischer Anwendung und offenem Austausch macht das Seminar zu einem besonderen Angebot. Für viele ist es weit mehr als eine Informationsveranstaltung: ein geschützter Raum, in dem Wissen, Verständnis und Gemeinschaft entstehen. Auch in Zukunft soll das Seminar eng an den Bedürfnissen der Teilnehmenden ausgerichtet bleiben.

Seit nunmehr zehn Jahren gestalten Beatrice Topalidis, Beraterin und Coachin der SVMB, und Dr. med. Gabriele Eglseer, Rheumatologin und stv. Chefärztin des Rehazentrums Walenstadtberg, das Seminar in enger Zusammenarbeit. Mit grossem Fachwissen, organisatorischem Geschick und persönlichem Engagement sorgen sie dafür, dass die Inhalte aktuell und praxisnah bleiben, und machen das Seminar zu dem erfolgreichen Angebot, das es heute ist. Als «Experten in eigener Sache» tragen auch die Teilnehmenden des Seminars regelmässig dazu bei, dass neue Angebote den Weg ins SVMB-Programm finden.

SVMB-Wochenendseminar 2025 in Valens
Diagnose Morbus Bechterew – axSpA: Wissen, das bewegt

Am 4. und 5. Oktober 2025 lädt die SVMB wieder zum beliebten Wochenendseminar nach Valens ein – für neu Diagnostizierte ebenso wie für erfahrene Betroffene und ihre Angehörigen. Erfahren Sie mehr über Ihre Erkrankung, lernen Sie praxisnahe Strategien für den Alltag kennen und tauschen Sie sich in unterstützender Atmosphäre mit anderen aus. Themen sind u.a. Krankheitsverlauf, Behandlungsmöglichkeiten, Schmerzbewältigung und Bewegungstherapie. Ein Wochenende voller Wissen, Austausch und neuer Perspektiven – seien Sie dabei!

Infos & Anmeldung

Mehr über das SVMB-Wochenendseminar:

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 105 erschienen.


Laila Köpe konnte vom SVMB-Seminar in Valens profitieren. Im Alltag unterstützt sie auch ihr Hund.

Sie haben letztes Jahr die Diagnose Morbus Bechterew erhalten und gleich am SVMB-Seminar in Valens teilgenommen. Was hat Sie dazu bewogen?

Ich habe den Flyer direkt von der SVMB bekommen und fand: Das ergibt absolut Sinn, gerade mit einer frischen Diagnose. Ich arbeite in der Pflege und hatte schon länger den Verdacht. Es war keine Überraschung, aber ich wollte wissen, wie andere damit umgehen. Zum Glück hatte ich spontan frei und konnte mich noch anmelden.

Das Wochenendseminar richtet sich bewusst auch an Angehörige. Wer hat Sie nach Valens begleitet?

Mein Mann war dabei, und ich kann es nur empfehlen, das Angebot gemeinsam wahrzunehmen. Es ist einfach etwas anderes, wenn Informationen nicht nur von mir kommen, sondern auch von Ärztinnen oder anderen Betroffenen. Mein Mann hat nun viel besser verstanden, was auf mich zukommen kann und wie er mich im Alltag unterstützen kann.

Was hat Ihnen im Seminar am meisten gebracht?

Der Austausch mit anderen Betroffenen, die Ähnliches fühlen oder erleben, war sehr hilfreich für mich. Im Gespräch konnten wir voneinander lernen, was uns beim Umgang mit der Krankheit hilft. Mit Experten vor Ort hat man die Möglichkeit, alle Fragen zu stellen, welche einen beschäftigen

Was nehmen Sie persönlich aus dem Seminar mit?

Ich habe gelernt, dass man sich Zeit nehmen darf, um sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen. Es war gut, zu sehen, wie andere Betroffene damit leben, manche seit Jahrzehnten. Gleichzeitig ist man in Valens einfach mal ganz in diesem Thema, ohne Rücksicht nehmen zu müssen. Und es entstehen Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften. Das ist mehr, als man in einem 15-Minuten-Termin bei der Rheumatologin erreichen kann.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

SVMB-Wochenendseminar 2025 in Valens
Diagnose Morbus Bechterew – axSpA: Wissen, das bewegt

Am 4. und 5. Oktober 2025 lädt die SVMB wieder zum beliebten Wochenendseminar nach Valens ein – für neu Diagnostizierte ebenso wie für erfahrene Betroffene und ihre Angehörigen. Erfahren Sie mehr über Ihre Erkrankung, lernen Sie praxisnahe Strategien für den Alltag kennen und tauschen Sie sich in unterstützender Atmosphäre mit anderen aus. Themen sind u.a. Krankheitsverlauf, Behandlungsmöglichkeiten, Schmerzbewältigung und Bewegungstherapie. Ein Wochenende voller Wissen, Austausch und neuer Perspektiven – seien Sie dabei!

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Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 105 erschienen.


Dr. med. Gabriele Eglseer

Frau Dr. Eglseer, was macht das Seminar in Valens so wertvoll für die Teilnehmenden?

Das Wochenendseminar für Betroffene mit Morbus Bechterew – axSpA gibt den Betroffenen und ihren Angehörigen die Gelegenheit, sich mit Ärztinnen und Therapeutinnen auszutauschen, sich Wissen anzueignen und ohne Zeitdruck Fragen zu stellen, die sie sich vielleicht bisher noch nie getraut haben zu stellen. Vermittelt werden die verschiedenen Therapieansätze zur Erkrankung. Dazu gehört insbesondere die Bewegungstherapie, die an diesem Wochenende mit praktischen Übungen gemeinsam erlebt werden kann, und die Wahl der richtigen Medikamente sowie der Umgang mit der Erkrankung im Alltag. Daneben wird der Wissensvermittlung des individuell oft sehr unterschiedlichen Krankheitsbildes genügend Raum gegeben. Es ist kein Frontalunterricht, sondern ein interaktiver Austausch. Viele Fragen können direkt gestellt und beantwortet werden und Betroffene können von ihren eigenen Erfahrungen erzählen, mitteilen, was ihnen bisher geholfen hat und was ihnen wichtig ist. Davon profitieren auch die anderen Teilnehmenden sehr. Zudem finden die Wochenendseminare an einem so wunderschönen Ort wie Valens statt, wo das vermittelte Wissen eingebettet in eine grossartige Natur noch besser in Erinnerung bleibt. Es gibt auch genügend Zeit für Entspannung.

Wie erleben Sie den Austausch mit den Betroffenen im Rahmen des Seminars und welche Rückmeldungen erhalten Sie?

Es ist für mich als Rheumatologin in all den Jahren immer wieder sehr eindrücklich, wie offen die Betroffenen und ihre Angehörigen über ihre bisherigen oft jahrelangen Erfahrungen mit der Erkrankung erzählen. Es ist schön, zu sehen, wie schnell sie sich untereinander vernetzen und wie erleichtert sie sind, sich endlich verstanden zu fühlen. Die Rückmeldungen nach dem Seminar waren immer sehr positiv, sodass ich stets motiviert war, auch im nächsten Jahr wieder als Referentin dabei zu sein, um einen Teil der Wissensvermittlung zu leisten.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der SVMB aus?

Die Zusammenarbeit mit der SVMB ist über die vielen Jahre immer sehr herzlich. Dazu trägt insbesondere Beatrice Topalidis sehr viel bei. Sie organisiert die Wochenendseminare stets mit grosser Leidenschaft und Sorgfalt und geht sehr einfühlsam auf die Wünsche und Rückmeldungen der Betroffenen ein. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Welche Themen sind aus Ihrer Sicht aktuell besonders relevant für Menschen mit Morbus Bechterew – axSpA und wie spiegelt sich das im Seminarprogramm wider?

Besonders wichtig ist, dass die Betroffenen möglichst früh die richtige Diagnose erhalten und sich verstanden fühlen. Das vermeidet einen langen Leidensweg mit Ängsten und Unsicherheit sowohl der Betroffenen als auch ihrer Angehörigen. Es sollte nicht mehr vorkommen, dass Betroffene jahrelang auf die richtige Diagnose warten müssen. Wir haben heute sehr gute Therapieansätze. Je früher wir Morbus Bechterew – axSpA erkennen, desto besser können wir Einschränkungen sowie Begleiterkrankungen vermeiden. Im Seminar erhalten die Betroffenen ein Rüstzeug, worauf sie achten können, um der Erkrankung und den Begleiterkrankungen entgegenzuwirken und ihren Alltag mit möglichst wenigen Einschränkungen führen zu können. Auch ist eine gute Kommunikation zwischen den Betroffenen und den Behandlern oft matchentscheidend für einen optimalen Verlauf. Bleiben wir in Bewegung!

Vielen Dank für dieses Gespräch.

SVMB-Wochenendseminar 2025 in Valens
Diagnose Morbus Bechterew – axSpA: Wissen, das bewegt

Am 4. und 5. Oktober 2025 lädt die SVMB wieder zum beliebten Wochenendseminar nach Valens ein – für neu Diagnostizierte ebenso wie für erfahrene Betroffene und ihre Angehörigen. Erfahren Sie mehr über Ihre Erkrankung, lernen Sie praxisnahe Strategien für den Alltag kennen und tauschen Sie sich in unterstützender Atmosphäre mit anderen aus. Themen sind u.a. Krankheitsverlauf, Behandlungsmöglichkeiten, Schmerzbewältigung und Bewegungstherapie. Ein Wochenende voller Wissen, Austausch und neuer Perspektiven – seien Sie dabei!

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Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 105 erschienen.


Bechterew-Forschung hautnah, viel Wissenswertes und ein optimistischer Blick in die Zukunft: Die SVMB-Präsidentin Prof. Dr. Karin Werner durfte die Mitglieder und deren Angehörigen zu einem vielseitigen und ansprechenden Programm begrüssen. Gleich von Anfang an machte sie klar, dass diese Mitgliederversammlung als besonderer Anlass in die Geschichte der SVMB eingehen wird. Denn nach 27 Jahren als Geschäftsleiter übergab René Bräm nun auch offiziell das Zepter an seinen Nachfolger Simon Grosswiler. Die Versammlung sollte also noch viele emotionale Momente bereithalten.

Junge Ärztin ausgezeichnet

Doch zunächst ging es mit etwas nüchternen, aber nicht weniger bedeutenden Forschungsthemen weiter. Diese sind den SVMB-Mitgliedern ein grosses Anliegen und an der Mitgliederversammlung erhalten sie jeweils direkte Einblicke in die Arbeit von Bechterew-axSpA-Forschenden. Prof. Dr. med. Adrian Ciurea, Präsident der Schweizerischen Bechterew-Stiftung erläuterte in seinem Referat, wie es bei Bechterew-axSpA-Betroffenen von der Entzündung zur Verknöcherung kommen kann und was dazu beitragen kann, diesen Verknöcherungsprozess zu beeinflussen.

Im Anschluss stand die Verleihung des Bechterew-Forschungspreises an. Die Auszeichnung ging an Dr. med. Vjara Popova und ihr Team vom Universitätsspital Zürich für ihre herausragende Arbeit. In der Studie wurden systematisch Röntgenaufnahmen im Abstand von zwei Jahren ausgewertet. Dabei zeigte sich: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Syndesmophyten – knöcherne Brücken zwischen den Wirbelkörpern – bilden, war unter TNF-Hemmern deutlich reduziert – und zwar insbesondere in der Halswirbelsäule. Eine genaue Analyse der verschiedenen Wirbelsäulenabschnitte lohnt sich also. Der Stiftungsratspräsident der Schweizerischen Bechterew-Stiftung, Prof. Dr. med. Ciurea, betonte in seiner Würdigung die Relevanz dieser Ergebnisse. Die Arbeit ist ein weiteres Plädoyer für frühzeitige Diagnostik, individuelle Verlaufsbeobachtung und gezielte Therapieentscheidungen.

Übergabe nach 27 Jahren

Der wohl bewegendste Moment des Treffens war die Verabschiedung von René Bräm, der die Bechterew-Vereinigung seit 1998 als Geschäftsleiter geprägt hat: mit klarem Kompass, ruhiger Hand und unermüdlichem Einsatz für die Betroffenen. In seinem eindrücklichen Referat zeigte er auf, wie sich die Wirksamkeit der Behandlung mit dem Einbezug der Betroffenen verbessert und was dazu beigetragen hat, dass sich die Gesundheitskompetenz der SVMB-Mitglieder in den letzten Jahrzehnten stetig verbesserte.

In seinem Rückblick wurde deutlich, wie sehr sich die Angebote und Strukturen der Vereinigung in seiner Amtszeit entwickelt haben: von den Therapiegruppen über die Früherkennung der Krankheit, neuen Seminaren und Onlineformaten bis hin zu individuell zugeschnittenen Beratungsangeboten. Er setzte sich früh für interdisziplinäre Projekte ein, förderte digitale Formate und pflegte ein tragfähiges Netzwerk mit Fachpersonen, Stiftungen und Mitgliedern. Das Publikum dankte ihm mit langanhaltendem Applaus.

Kontinuität und neue Perspektiven

Mit Simon Grosswiler tritt ein profunder Kenner der Bechterew-Vereinigung die Nachfolge als Geschäftsleiter der SVMB an. Bereits in der Vergangenheit als Vorstandsmitglied aktiv, bringt er nicht nur viel Erfahrung, sondern auch frische Ideen mit. In seiner Antrittsrede skizzierte Grosswiler die kommenden Aufgaben. Es gehe darum, Bewährtes weiterzuführen, aber auch Raum für Neues zu schaffen. Besonders wichtig sei ihm, die Stimme der Mitglieder aktiv einzubinden und Angebote noch individueller auszurichten. Die Verluste bei den Therapien erfordern langfristig tragfähige Lösungen. Gleichzeitig zeigte sich Grosswiler zuversichtlich: Die hohe Identifikation der Mitglieder, die solide Grundstruktur des Vereins und die gute Zusammenarbeit mit medizinischen Fachpersonen seien eine verlässliche Grundlage für die kommenden Jahre. Ein Anliegen, das in diesem Zusammenhang besonders betont wurde: Die Mitgliederzeitschrift «vertical» wird vorerst weiterhin in gedruckter Form angeboten. Die Rückmeldungen von den Mitgliedern zeigen, dass das physische Heft sehr geschätzt und von einer grossen Mehrheit regelmässig gelesen wird.

Ehrenmitgliedschaften für ausserordentliches Engagement

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden zwei neue Ehrenmitglieder ernannt: eine doppelte Würdigung zweier prägender Persönlichkeiten. Prof. Dr. med. Adrian Ciurea wurde für seine langjährige und kontinuierliche Unterstützung als medizinischer Berater sowie für seinen wissenschaftlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Behandlung axialer Spondyloarthritis geehrt. Sein Engagement für die SVMB, seine zahlreichen Vorträge und seine Fähigkeit, komplexe Forschung verständlich zu vermitteln, machten ihn zu einer unverzichtbaren Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.

René Bräm wurde nicht nur als langjähriger Geschäftsleiter verabschiedet, sondern zugleich als Ehrenmitglied aufgenommen. Eine Auszeichnung, die seine Aufbauarbeit ebenso würdigt wie seine Fähigkeit, den Verein durch alle Veränderungen zu führen. Der Vorstand und verschiedene Wegbegleiter hoben in ihren Reden hervor, dass seine Handschrift auch über seinen Abschied hinaus sichtbar bleiben wird. Beide Anträge auf Ehrenmitgliedschaft wurden mit langanhaltendem Applaus angenommen.

Das 47. Bechterew-Treffen war ein Tag der wissenschaftlichen Erkenntnisse, persönlichen Übergänge und strategischen Weichenstellungen. Was bleibt, ist die Gewissheit: Die Bechterew-Vereinigung ist nicht nur ein Netzwerk für Information und Austausch, sondern ein aktiver Mitgestalter der Zukunft von Menschen mit Morbus Bechterew – axSpA.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 105 erschienen.


«Seit mehreren Jahren arbeite ich in einem Gartencenter. Dabei habe ich mir immer mehr Wissen über die Pflanzen angeeignet und in der Vorweihnachtszeit zum Beispiel mit einer Samichlaus-Mütze auf dem Kopf Christbäume verkauft. Ich liebe meinen Job, die damit verbundene Bewegung und den Kundenkontakt. Und auch die Kunden freuen sich immer, wenn sie mich sehen. Ich arbeite an fixen Tagen mehrere Stunden, was hilfreich ist, um an den anderen Tagen alle Therapien einplanen zu können.

Die Diagnose erhielt ich im Alter von 38 Jahren. Ich konnte mich in dieser Zeit nicht mehr allein auf den Beinen halten und bekam kaum noch Luft vor Schmerzen. Beim Hausarzt wurde ich zunächst unter Schreien ‹eingerenkt›, wonach ich jedoch auf einen Termin bei einem Rheumatologen beharrte. Dieser sah auf den Bildern eindeutig, dass ich am Bechterew litt. Seit einigen Jahren bin ich einer Biologika-Therapie. Mein Bechterew ist trotz guter Erfolge damit und vieler weiterer Ansätze bis heute aktiv und ich habe jeden Tag Schmerzen.

Ernährungsumstellung ohne Verzicht

Vor der Diagnose litt ich seit meiner Jugend an Übergewicht und probierte diverse Methoden, um abzunehmen, welche aber nur für kurze Zeit erfolgreich waren. Nach der Diagnose war es endgültig klar: Ich will und muss abnehmen. Ich fand ein Konzept, in dem es nicht um Verzicht ging. So erlangte ich eine völlig neue Einstellung zu den Themen Ernährung und Bewegung und nahm innerhalb eines Jahres 20 Kilogramm ab. Darauf bin ich sehr stolz. Ich fühle mich körperlich und psychisch einfach besser.

Ich belohne mich jetzt nicht mehr mit Snacks, sondern mit schönen Erlebnissen wie Zeit in der Natur oder einer Umarmung meines Mannes. Auch in Sachen Bewegung habe ich vieles geändert. So nehme ich heute zum Beispiel häufig die Treppe. Und auch wenn mein Gewicht mal ein paar Kilo raufgeht, weiss ich, dass ich diese sicher wieder wegbringe. Denn heute kann ich mich auf meinen Verstand verlassen, der mir sagt: ‹Lass es.› Ich wusste eigentlich früher schon, dass sich Übergewicht negativ auf die Krankheit auswirkt. Weil ich dieses Wissen auch anderen Betroffenen weitergeben wollte, habe die Ausbildung zur Ernährungsberaterin absolviert.

Ehemann und Hund motivieren zu Bewegung

Mein Rheumatologe sagt, ich sei eine Vorzeigepatientin. Dies, obwohl ich die Biologika-Therapie aufgrund Erkrankungen und Komplikationen mehrmals wechseln musste. Nach einer gesundheitsbedingten Pause mache ich nun wieder Krafttraining und Physiotherapie. Zudem gehe ich regelmässig zur Massage. Mit meinem Mann mache ich jeden Abend spezifische Dehnübungen. Wir haben abgemacht, dass wir uns gegenseitig dazu motivieren. Mein Partner ist bei der Bewältigung der Krankheit sowieso besonders wichtig. Seit rund zwei Jahren gehe ich auch ins Shiatsu. Das hilft mir beim Loslassen und Abbauen des krankheitsbedingten Stresses. Schliesslich tanze ich auch sehr gerne. Ich mache Bauchtanz und besuche mit meinem Mann Kurse in verschiedenen Paartänzen wie Cha-Cha, Slow Fox oder Langsamen Walzer.

Sehr wichtig ist für mich mein Hund der russischen Rasse Bolonka. Ich gehe jeden Tag zweimal mit ihm raus. Das alles gibt mir die benötigte Bewegung. Zum Ausgleich puzzle ich sehr gerne und höre mir dabei mit meinem Mann Hörbücher an. Für den Umgang mit dem Bechterew bin ich sehr froh um die Tipps des ‹vertical›. Auch für meinen Mann ist es sehr gut, um die Schmerzen besser zu verstehen. Ich bin über die Jahre stärker geworden und habe gelernt, dass es immer irgendwie weitergeht. Heute kann ich mich trotz aller Schwierigkeiten an dem freuen, was ich habe.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 104 erschienen.


Die Uveitis stellt als Begleiterkrankung des Morbus Bechterew eine stille Gefahr dar. Dennoch sind viele Patienten mit Morbus Bechterew mit dem Risiko einer anterioren Uveitis vertraut. Diese Entzündung des vorderen Augenabschnitts kann plötzlich auftreten und sich durch starke Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen bemerkbar machen. Unbehandelt kann sie zu bleibenden Sehschäden führen. Etwa 30 bis 40% der Patienten mit axialer Spondyloarthritis entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens eine Episode von Uveitis. Daher ist es entscheidend, nicht nur die Grunderkrankung zu behandeln, sondern auch präventive Massnahmen gegen Uveitis zu ergreifen.

Moderne Therapien im Vergleich

In dieser Studie, die unter der Leitung von Dr. Katie Bechman am King’s College London durchgeführt und in «Arthritis & Rheumatology» veröffentlicht wurde, wurde untersucht, wie verschiedene Behandlungsstrategien das Risiko einer Uveitis bei Patienten mit axialer Spondyloarthritis beeinflussen. Dabei standen vor allem Anti-TNF-Medikamente, Anti-IL-17-Therapien und Januskinase-Inhibitoren (JAKi) im Fokus. Die umfassende Metaanalyse umfasste 44 klinische Studien mit insgesamt über 9000 Patienten und liefert differenzierte Einblicke in die Wirksamkeit dieser Therapien.

Empfehlungen bestätigt

Die Ergebnisse sind ermutigend: Alle untersuchten Wirkstoffklassen reduzierten das Uveitis-Risiko deutlich. Patienten, die bereits unter Uveitis-Episoden leiden oder ein erhöhtes Risiko haben, bieten diese Ergebnisse eine wertvolle Orientierungshilfe. Die Forschungsergebnisse bestätigen die gängigen Empfehlungen, TNF-Hemmer besonders bei wiederkehrender Uveitis in Betracht zu ziehen. Doch auch die anderen Wirkstoffklassen bieten effektive Optionen, abhängig von der individuellen Krankengeschichte und Verträglichkeit.

Mehr Sicherheit durch gezielte Therapie

Die Studie unterstreicht die Bedeutung einer massgeschneiderten Therapie bei Morbus Bechterew, die nicht nur die Symptome der Grunderkrankung adressiert, sondern auch präventiv gegen Begleiterkrankungen wie Uveitis wirkt. Für Betroffene bedeutet dies eine wichtige Perspektive, um langfristig sowohl die Augen als auch die Lebensqualität zu schützen. Moderne Therapien bieten damit nicht nur eine Linderung der Beschwerden, sondern auch eine präventive Wirkung gegen ernsthafte Komplikationen.

Bechman, Katie, et al. «Incidence of Uveitis in Patients With Axial Spondylarthritis Treated With Biologics or Targeted Synthetics: A Systematic Review and Network Meta‐Analysis.» Arthritis & Rheumatology 76.5 (2024): 704–714.

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 104 erschienen.


Der Vortrag beleuchtet die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen, diagnostische Aspekte sowie aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung und Therapie. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für den Verlauf der Erkrankung und die Bedeutung einer frühzeitigen Behandlung zu vermitteln.

Themenübersicht:

  • Wie kommt es zur Verknöcherung der Wirbelsäule?
  • Bildgebende Verfahren und Diagnosekriterien
  • Einfluss entzündlicher Prozesse auf die strukturelle Veränderung der Wirbelsäule
  • Aktuelle therapeutische Ansätze und Herausforderungen

Erfahren Sie:

Darüber hinaus erfahren Sie, wie Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung, die Förderung des ärztlichen Nachwuchses und der aktive Beitrag von Patientenorganisationen dazu beitragen können, die Versorgung nachhaltig zu verbessern und Lücken zu schliessen.

Auf den ersten Blick mag es nur ein weiterer Baustein in der Gesundheitslandschaft sein, doch gerade solche Massnahmen können für Betroffene Verbesserungen bringen. Im Rahmen des Projekts «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» unterstützt die SVMB die Idee, Patientinnen und Patienten aktiver in die Zusammenarbeit mit Spitälern einzubeziehen. Ziel ist es, die Kooperation mit Selbsthilfeorganisationen zu stärken und Betroffene besser über bestehende Angebote zu informieren. Am CHUV – genauer gesagt, in der Abteilung für Rheumatologie, einer wichtigen Anlaufstelle für Menschen mit Morbus Bechterew in der Westschweiz – wurde ein sogenanntes Kooperationsdreieck gebildet: ein Team aus Fachpersonen, Selbsthilfegruppen und Vertreterinnen des Selbsthilfezentrums Waadt, das konkrete Massnahmen erarbeitet. Das Projekt soll nicht nur den Betroffenen zugutekommen, sondern auch das Gesundheitssystem entlasten und die Qualität der Nachsorge verbessern. Spitäler, die sich diesem Modell anschliessen, können ein Zertifikat erhalten, das ihr Engagement für die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe bestätigt.

Die Perspektive der Betroffenen einbringen

Die SVMB setzt sich dafür ein, von Morbus Bechterew – axSpA betroffene Personen vor Ort in dieses Projekt einzubinden, um deren Erfahrungen und Sichtweisen einfliessen zu lassen. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Fachpersonen und Betroffenen ist ein zentraler Pfeiler des Projekts – und ein Bereich, in dem die SVMB mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Selbsthil-fe Unterstützung bieten kann. Die gesammelten Rückmeldungen aus der Praxis zeigen klar: Die Nachsorge für Menschen mit Morbus Bechterew – axSpA lässt sich verbessern – nicht zuletzt durch kleine, aber gezielte Veränderungen im Alltag der Spitäler.

Selbsthilfe als Antwort auf knappe rheumatologische Ressourcen

Die Versorgung von Menschen mit Morbus Bechterew wird zunehmend durch knapper werdende rheumatologische Ressourcen erschwert. Die Anzahl der Spezialisten ist begrenzt und die Wartezeiten für einen Termin nehmen zu. Am Schweizerischen Bechterew-Treffen 2024 in Luzern sprach Prof. Dr. med. Daniel Aeberli, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie (SGR), über diese Problematik. Seiner Meinung nach ist eine der wichtigsten Massnahmen der Einbezug von Patientenorganisationen wie der SVMB. Er betonte daher die zentrale Bedeutung der Vereinigung, die mit ihren vielfältigen Angeboten einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung der Betroffenen leistet. Projekte wie «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» ermöglichen genau dies: Es wird ein nachhaltiges Netzwerk geschaffen, das langfristig zur Verbesserung der Patientenversorgung beiträgt. Und ohne den Beitrag der SVMB wäre dies nicht möglich.

Video-Referat mit Prof. Dr. med. Daniel Aeberli:
«SVMB in Zukunft noch wichtiger»

Das ganze Video-Referat von Prof. Dr. med. Daniel Aeberli zu den Herausforderungen in der Rheumatologie und weshalb der SVMB in Zukunft eine noch wichtigere Rolle zukommen wird, finden Sie hier: «SVMB in Zukunft noch wichtiger»

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 104 erschienen.


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