
Bechterew-Forschung hautnah, viel Wissenswertes und ein optimistischer Blick in die Zukunft: Die SVMB-Präsidentin Prof. Dr. Karin Werner durfte die Mitglieder und deren Angehörigen zu einem vielseitigen und ansprechenden Programm begrüssen. Gleich von Anfang an machte sie klar, dass diese Mitgliederversammlung als besonderer Anlass in die Geschichte der SVMB eingehen wird. Denn nach 27 Jahren als Geschäftsleiter übergab René Bräm nun auch offiziell das Zepter an seinen Nachfolger Simon Grosswiler. Die Versammlung sollte also noch viele emotionale Momente bereithalten.
Junge Ärztin ausgezeichnet
Doch zunächst ging es mit etwas nüchternen, aber nicht weniger bedeutenden Forschungsthemen weiter. Diese sind den SVMB-Mitgliedern ein grosses Anliegen und an der Mitgliederversammlung erhalten sie jeweils direkte Einblicke in die Arbeit von Bechterew-axSpA-Forschenden. Prof. Dr. med. Adrian Ciurea, Präsident der Schweizerischen Bechterew-Stiftung erläuterte in seinem Referat, wie es bei Bechterew-axSpA-Betroffenen von der Entzündung zur Verknöcherung kommen kann und was dazu beitragen kann, diesen Verknöcherungsprozess zu beeinflussen.
Im Anschluss stand die Verleihung des Bechterew-Forschungspreises an. Die Auszeichnung ging an Dr. med. Vjara Popova und ihr Team vom Universitätsspital Zürich für ihre herausragende Arbeit. In der Studie wurden systematisch Röntgenaufnahmen im Abstand von zwei Jahren ausgewertet. Dabei zeigte sich: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Syndesmophyten – knöcherne Brücken zwischen den Wirbelkörpern – bilden, war unter TNF-Hemmern deutlich reduziert – und zwar insbesondere in der Halswirbelsäule. Eine genaue Analyse der verschiedenen Wirbelsäulenabschnitte lohnt sich also. Der Stiftungsratspräsident der Schweizerischen Bechterew-Stiftung, Prof. Dr. med. Ciurea, betonte in seiner Würdigung die Relevanz dieser Ergebnisse. Die Arbeit ist ein weiteres Plädoyer für frühzeitige Diagnostik, individuelle Verlaufsbeobachtung und gezielte Therapieentscheidungen.
Übergabe nach 27 Jahren
Der wohl bewegendste Moment des Treffens war die Verabschiedung von René Bräm, der die Bechterew-Vereinigung seit 1998 als Geschäftsleiter geprägt hat: mit klarem Kompass, ruhiger Hand und unermüdlichem Einsatz für die Betroffenen. In seinem eindrücklichen Referat zeigte er auf, wie sich die Wirksamkeit der Behandlung mit dem Einbezug der Betroffenen verbessert und was dazu beigetragen hat, dass sich die Gesundheitskompetenz der SVMB-Mitglieder in den letzten Jahrzehnten stetig verbesserte.
In seinem Rückblick wurde deutlich, wie sehr sich die Angebote und Strukturen der Vereinigung in seiner Amtszeit entwickelt haben: von den Therapiegruppen über die Früherkennung der Krankheit, neuen Seminaren und Onlineformaten bis hin zu individuell zugeschnittenen Beratungsangeboten. Er setzte sich früh für interdisziplinäre Projekte ein, förderte digitale Formate und pflegte ein tragfähiges Netzwerk mit Fachpersonen, Stiftungen und Mitgliedern. Das Publikum dankte ihm mit langanhaltendem Applaus.
Kontinuität und neue Perspektiven
Mit Simon Grosswiler tritt ein profunder Kenner der Bechterew-Vereinigung die Nachfolge als Geschäftsleiter der SVMB an. Bereits in der Vergangenheit als Vorstandsmitglied aktiv, bringt er nicht nur viel Erfahrung, sondern auch frische Ideen mit. In seiner Antrittsrede skizzierte Grosswiler die kommenden Aufgaben. Es gehe darum, Bewährtes weiterzuführen, aber auch Raum für Neues zu schaffen. Besonders wichtig sei ihm, die Stimme der Mitglieder aktiv einzubinden und Angebote noch individueller auszurichten. Die Verluste bei den Therapien erfordern langfristig tragfähige Lösungen. Gleichzeitig zeigte sich Grosswiler zuversichtlich: Die hohe Identifikation der Mitglieder, die solide Grundstruktur des Vereins und die gute Zusammenarbeit mit medizinischen Fachpersonen seien eine verlässliche Grundlage für die kommenden Jahre. Ein Anliegen, das in diesem Zusammenhang besonders betont wurde: Die Mitgliederzeitschrift «vertical» wird vorerst weiterhin in gedruckter Form angeboten. Die Rückmeldungen von den Mitgliedern zeigen, dass das physische Heft sehr geschätzt und von einer grossen Mehrheit regelmässig gelesen wird.
Ehrenmitgliedschaften für ausserordentliches Engagement
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden zwei neue Ehrenmitglieder ernannt: eine doppelte Würdigung zweier prägender Persönlichkeiten. Prof. Dr. med. Adrian Ciurea wurde für seine langjährige und kontinuierliche Unterstützung als medizinischer Berater sowie für seinen wissenschaftlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Behandlung axialer Spondyloarthritis geehrt. Sein Engagement für die SVMB, seine zahlreichen Vorträge und seine Fähigkeit, komplexe Forschung verständlich zu vermitteln, machten ihn zu einer unverzichtbaren Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.
René Bräm wurde nicht nur als langjähriger Geschäftsleiter verabschiedet, sondern zugleich als Ehrenmitglied aufgenommen. Eine Auszeichnung, die seine Aufbauarbeit ebenso würdigt wie seine Fähigkeit, den Verein durch alle Veränderungen zu führen. Der Vorstand und verschiedene Wegbegleiter hoben in ihren Reden hervor, dass seine Handschrift auch über seinen Abschied hinaus sichtbar bleiben wird. Beide Anträge auf Ehrenmitgliedschaft wurden mit langanhaltendem Applaus angenommen.
Das 47. Bechterew-Treffen war ein Tag der wissenschaftlichen Erkenntnisse, persönlichen Übergänge und strategischen Weichenstellungen. Was bleibt, ist die Gewissheit: Die Bechterew-Vereinigung ist nicht nur ein Netzwerk für Information und Austausch, sondern ein aktiver Mitgestalter der Zukunft von Menschen mit Morbus Bechterew – axSpA.
Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 105 erschienen.